Deutschland: Urwahl wirbelt grüne Spitze durcheinander

Green Party's Goering-Eckardt and Trittin attend a news conference in Berlin after being announced top-candidates in general election
Green Party's Goering-Eckardt and Trittin attend a news conference in Berlin after being announced top-candidates in general electionReuters
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Überraschung in Deutschland: Göring-Eckardt wird neben Trittin zweite Spitzenkandidatin, herbe Niederlage für Roth und Künast.

Berlin. Wer die Basis befragt, muss mit Überraschungen rechnen: Katrin Göring-Eckardt, die 46-jährige Vizepräsidentin des Bundestags, wird zusammen mit Fraktionschef Jürgen Trittin die deutschen Grünen im Wahlkampf anführen. Das ergab eine Urabstimmung, an der gut 60 Prozent der 60.000 Parteimitglieder teilnahmen.
Der frühere Umweltminister Trittin war als kampfbewährtes Alphatier so gut wie gesetzt, mit 72 Prozent erzielte er auch ein starkes Ergebnis. Wer die Frau an seiner Seite wird, das galt als Zweikampf zwischen Parteichefin Claudia Roth und Ko-Fraktionschefin Renate Künast. Doch beide landeten abgeschlagen hinter Göring-Eckardt - und das, obwohl die Ostdeutsche auch nur 47 Prozent schaffte. Eine bittere Niederlage für die beiden großen Frauen der Partei, die ihre Karriere gern mit einem Ministerposten in einer rot-grünen Regierung krönend beendet hätten.
Die Urwahl war aus der Not geboren, weil sich das Führungstrio nicht einigen konnte, wer vorn stehen soll. Doch es gelang den Grünen, den Streit in einen PR-Erfolg zu verwandeln. Im internen Miniwahlkampf wurde diszipliniert über Inhalte statt über Personen debattiert. Das sollte den Piraten zeigen, wer die Basisdemokratie erfunden hat, und die SPD beschämen, deren Männertroika sich heimlich einen Spitzenkandidaten ausmachte.

Ungewollte Urwahl

Göring-Eckardt hatte die Urwahl nicht gewollt. Die Laienpräses der Synode der Evangelischen Kirche plädierte für ein Team, scheute die Konfrontation. Sie galt bei Parteilinken als schwer vermittelbar. Zu rot-grünen Zeiten war sie eine Verfechterin der liberalen Reformen der Agenda 2010. Doch im Kampf um die Gunst der Basis hat sie nun eine Sozialpolitik vertreten, die sogar Trittin links überholt. Das Ziel für Berlin ist Rot-Grün - und das Fischen im Lager der bürgerlichen Wechselwähler können die Grünen dem SPD-Kandidaten Steinbrück überlassen.

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