Nahost-Konflikt: Hamas feuert Rakete auf Jerusalem ab

Aviv loest Luftalarm
Aviv loest Luftalarm(c) EPA (JIM HOLLANDER)
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In Jerusalem musste am Freitag Luftalarm ausgelöst werden. Die Rakete dürfte aber außerhalb des Stadtgebiets eingeschlagen sein. Israel soll indes eine Bodenoffensive vorbereiten.

Der Nahe Osten steuert auf einen neuen Krieg zu. Nach weiteren palästinensischen Raketenangriffen auf Tel Aviv schlug am Freitag erstmals eine Gaza-Rakete bei Jerusalem ein. In beiden Städten heulten die Luftalarm-Sirenen. Die Rakete sei aber außerhalb von Jerusalem eingeschlagen, sagte die Sprecherin der Streitkräfte, Avital Leibovich. Opfer gab es Medienberichten zufolge nicht.

Israel rief wegen des Konflikts 16.000 Reservisten zu den Waffen, wie der israelische Rundfunk berichtete. Auch Panzer und anderes schweres Gerät seien auf dem Weg zu dem dicht besiedelten Palästinensergebiet am Mittelmeer. Die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas und die militante Palästinenserorganisation Islamischer Jihad hatten sich zuvor zu den zwei Raketenangriffen auf Tel Aviv bekannt.

"Dramatische Eskalation"

Auch am Freitag schlugen wieder Dutzende Raketen aus dem Gazastreifen in Israel ein. Mindestens eine Rakete explodierte im Großraum Tel Aviv. Verletzt wurde niemand, aber für Israel stelle dies eine "dramatische Eskalation" dar, hieß es aus der Stadtverwaltung von Tel Aviv.

Israel gelang es mit dreitägigen heftigen Luftangriffen nicht, die Hamas im Gazastreifen in die Knie zu zwingen. Sogar eine von Israel verkündete Feuerpause während des Besuchs des ägyptischen Ministerpräsidenten Hisham Kandil im Gazastreifen wurde von Anfang an von beiden Seiten missachtet. Kandil konnte gerade noch verkünden, dass sich sein Land um eine langfristige Waffenruhe bemühe, bevor er den gefährlichen Ort vorzeitig wieder verließ.

Anders als bei früheren Auseinandersetzungen zwischen den Konfliktparteien stellte sich das neue Ägypten demonstrativ hinter die Hamas. Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi hatte Kandil in den Gazastreifen geschickt, um Druck auf Israel auszuüben.

Ägypten stehe unverbrüchlich an der Seite der Palästinenser, sagte Kandil in Gaza-Stadt. Die Opfer der israelischen Angriffe bezeichnete er als "Märtyrer". Der Regierungschef der radikal-islamischen Hamas, Ismail Haniyeh, lobte die neue Politik des "revolutionären Ägypten" und forderte die anderen arabischen Führer auf, dem Beispiel der Ägypter zu folgen.

Merkel gibt Hamas die Schuld

Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel gab der Hamas die Schuld an der neuerlichen Eskalation der Gewalt: "Verantwortlich für den Ausbruch der Gewalt ist Hamas."  Die Raketenangriffe müssten sofort beendet werden. "Israel hat das Recht und die Pflicht, seine Bevölkerung in angemessener Weise zu schützen", sagte Regierungssprecher Georg Streiter in Berlin. Auch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton gab der Hamas die Schuld an der Eskalation.

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu bezeichnete die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen hingegen als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Mit Massakern und Attentaten lasse sich im Nahen Osten kein Frieden erreichen, zitierten türkische Medien den Minister.

Die israelischen Streitkräfte bombardieren seit Tagen den Gazastreifen, während militante Palästinenser israelische Städte mit Raketen beschießen. Auch am Freitag gab es mehrere Todesopfer. Bei einem israelischen Raketenangriff im Osten des Gazastreifens sind nach dortigen Behördenangaben drei Brüder getötet worden. Es habe sich nicht um Mitglieder militanter Gruppen gehandelt, sondern um Zivilisten. Insgesamt wurden seit Beginn der israelischen Offensive "Säule der Verteidigung" 27 Palästinenser getötet, darunter 12 Zivilisten. In Israel starben drei Zivilisten durch eine Rakete aus dem Gazastreifen, 20 wurden verletzt.

Die neue Runde der Gewalt hatte am Samstag begonnen, als ein israelischer Jeep von einer Rakete aus dem Gazastreifen getroffen wurde. Die Lage verschärfte sich dramatisch, als Israel am Mittwoch den Militärchef der Hamas, Achmed al-Jaabari, tötete.

(Red./APA/dpa/Reuters/AFP)

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