Gaza-Konflikt schadet Heiligem-Land-Tourismus

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Gaza-Konflikt schadet Heiligem-Land-TourismusREUTERS
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Fast die Hälfte aller Reservierungen für kommende Monate in Bethlehem wurden storniert. Vor Beginn der Militäroffensive hatte es einen Besucherrekord gegeben.

Die Zuspitzung des Nahost-Konflikts hinterlässt erste Spuren in der Tourismus-Branche der Region. Die israelische Fluggesellschaft El Al und eine Reihe israelischer Hotels meldeten erste Stornierungen. "Der anhaltende Beschuss des Südens könnte der Tourismus-Industrie teuer zu stehen kommen", sagte ein Sprecher des israelischen Tourismus-Ministeriums am Sonntag. Noch härter dürfte ein massives Fernbleiben der Reisenden aber die Branche in den palästinensischen Gebieten treffen, wo der Tourismus zwölf Prozent der Wirtschaftskraft ausmacht. In Bethlehem im Westjordanland wurden dem dortigen Hotelier-Verband zufolge bereits fast die Hälfte der Reservierungen für November und Dezember annulliert.

Bethlehem mit seiner Geburtskirche zieht normalerweise gerade zur Weihnachtszeit zahlreiche Christen an. Doch auch im israelischen Jerusalem bekommen die Hoteliers die Furcht der Touristen vor der jüngsten Gewalt zu spüren: Das American Colony Hotel erklärte dort, einige erwartete Gäste hätten in letzter Minute abgesagt. Auch bei Israels größter Hotelkette Fattal gingen erste Stornierungen ein. Es könne sich um den Beginn eines größeren Trends handeln, sagte ein Sprecher. Klar werde dies aber erst in der kommenden Woche. El Al bestätigte einige Absagen gebuchter Fluggäste. Es handle sich aber nicht um einen deutlichen Rückgang von Kunden, betonte der Konzern.

Vor Beginn der Gaza-Offensive am Mittwoch hatte Israel noch einen Besucherrekord verbucht: In den ersten neun Monaten kamen 2,6 Millionen Reisende in das Land, so viel wie nie zu vor und sieben Prozent mehr als im selben Zeitraum 2011. In Israel macht der Tourismus nach Ministeriumsangaben zwei bis drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus.

Kreuzfahrtschiffe meiden Israel

Der Gaza-Konflikt wirkt sich auch auf die Organisation der Luft- und Schifffahrt in der Region aus. Vier Kreuzfahrtschiffe mit 6000 Touristen an Bord legten außerplanmäßig zunächst doch nicht in Israel an, wie der israelische Rundfunk am Sonntag berichtete. Der internationale Flughafen Ben-Gurion wird einem Vertreter der Luftfahrtindustrie zufolge von Zivilmaschinen über veränderte Routen angeflogen, damit das israelische Militär mehr Raum für seine Luftangriffe auf den Gazastreifen habe.

Das Militär fliegt seit Mittwoch massiv Angriffe auf das Küstengebiet, um nach eigenen Angaben den Raketenbeschuss Israels durch die im Gazastreifen herrschende Hamas zu unterbinden. Die Palästinenser haben seitdem Hunderte Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert und sind mit ihren Geschoßen so weit vorgedrungen wie noch nie. Auch die Mittelmeer-Metropole Tel Aviv geriet ins Visier palästinensischer Kämpfer, und in Jerusalem wurde am Freitag zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder Luftalarm ausgelöst. Im Süden Israels starben am Donnerstag drei Menschen, als eine Rakete in einer Kleinstadt ein Wohnhaus traf.

(APA/Reuters)

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