Neuer Wirbel um König-Abdullah-Zentrum

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Die Grüne Korun fragt, sich warum das Zentrum zwei Versionen einer Info-Broschüre aufgelegt hat - und kündigt Proteste zur Eröffnung an.

Noch ist es gar nicht eröffnet, doch die Kritik am "König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen Dialog" in Wien reißt nicht ab. Nach Angaben der grünen Menschenrechtssprecherin Alev Korun hat das Zentrum nun zwei voneinander abweichende englischsprachige Infobroschüren verbreitet.

Während in der einen Version das Mitglied Saudi Arabiens im neunköpfigen "Religionenvertretungsgremium" als Vertreter des wahhabitischen Islam vorgestellt werde, komme er in der zweiten ebenfalls englischsprachigen Broschüre bloß als Lehrbeauftragter einer Universität in Saudi Arabien vor. Die zweite Broschüre sei den Journalisten und Journalistinnen nach kritischen Fragen ausgehändigt worden. "Ich frage mich, was man mit diesem Vorgehen verschleiern möchte", erklärte Korun.

Hintergrund: Beim Wahhabismus handelt es sich um eine besonders, rigide Auslegung des Islam. Saudiarabien bestreitet freilich, diesen mit dem Zentrum exportieren zu wollen.

Korun weiter: "Auch die bisherige Besetzungspraxis - die ehemalige ÖVP-Ministerin Bandion Ortner ist stellvertretende Generalsekretärin - wirft Fragen auf und ist das genaue Gegenteil einer verantwortungsvollen Vorgehensweise."

"Werden vor der Hofburg protestieren"

Die Grüne kündigt jedenfalls Proteste an: „Nachdem unsere Warnungen von Seiten der Bundesregierung seit Monaten in den Wind geschlagen werden, werden wir zeitgleich zur Eröffnung am 26.11. mit einer Kundgebung vor der Hofburg protestieren."

Das umstrittene König-Abdullah-Zentrum

Das Zentrum für „interreligiösen Dialog" brachte den Vorwurf der Heucheleiein, da in der Golfmonarchie selbst keine Toleranz gegenüber anderen Religionen herrscht. Der Generalsekretär Faisal bin Abdulrahman bin Muaamma wies den Vorwurf aber im „Presse"-Gespräch scharf zurück. Von der Organisation her ist der arabische Staat gemeinsam mit Spanien und Österreich im Board of Directors vertreten, in Zukunft sollen noch weitere Trägerstaaten gewonnen werden – konkret will man das Board um Vertreter aus Asien, Afrika und Lateinamerika erweitern. Bei sämtlichen Entscheidungen sei eine Dreiviertelmehrheit erforderlich – was bei derzeit drei Mitgliedern Einstimmigkeit bedeutet.

Veranstaltungen des Zentrums sollen zunächst vor allem in Wien, dem Sitz des Zentrums, stattfinden. Mögliche interreligiöse Veranstaltungen, auch mit Beteiligung von Vertretern des Judentums, in Saudiarabien schließe man aber nicht aus. Die erste Veranstaltung soll gleich am Tag der Eröffnung, dem 26.November, im Wiener Hotel Hilton stattfinden.

Das Zentrum selbst wird in Wien übrigens den gleichen Status wie andere internationale Organisationen, etwa Weltbank oder Währungsfonds, innehaben – sie alle sind von einigen Steuerleistungen ausgenommen.

(APA/Red.)

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