Korruption: Die griechische Hydra

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Das negative Image Griechenlands schlägt sich nun auch auf das Korruptionsbarometer nieder. Gegenüber dem Vorjahr verlor Griechenland 14 Plätze. Generell korrelieren Wohlstand und Korruption.

Athen/Wien/Red. Auf der Urlauberinsel Zakynthos lebten einst offiziell 700 Blinde. Sie hatten sich von Beamten ihre Invalidität bestätigen lassen und kassierten Behindertenhilfe. Voriges Jahr wurden sämtliche Bezieher zur ärztlichen Kontrolle vorgeladen. Es kamen nur 100. 60 davon waren auch tatsächlich blind.

Geschichten wie diese gingen im Zuge des drohenden Staatsbankrotts Griechenlands um die Welt. Auch Berichte, wonach für Tote Pensionen kassiert wurden, prägten das Bild des Staates im Ausland. Die Rechnung bekam Griechenland nun von Transparency International präsentiert. Im Korrputionswahrnehmungsindex rangiert das Land auf dem 94.Platz. Gegenüber dem Vorjahr verlor Griechenland 14 Plätze.

Internationale Konzerne machen ihre Investitionen nicht nur davon abhängig, ob sie in einem Land hohe Steuern zahlen müssen. Eine Rolle spielen auch Rechtssicherheit und die Verbreitung von Korruption im öffentlichen Sektor. Vor wenigen Wochen beschloss Coca-Cola, seine Europa-Zentrale aus Griechenland abzuziehen und in die Schweiz zu verlegen. Dort zahlt der Getränkekonzern nicht nur weniger Steuern, sondern kann sich auch auf staatliche Institutionen besser verlassen. Die Schweiz liegt im Index von Transparency International auf dem sechsten Rang.

Generell korrelieren Wohlstand und Korruption. Von den 30 Ländern mit dem höchsten Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf sind 24 auch unter den saubersten 30 im Korruptionsranking. Ausreißer sind Israel (39.), Südkorea (45.), Brunei (46.), Kuwait (66.),Italien (72.) und China (80.). Dass bescheidenerer Wohlstand nicht bedeuten muss, dass das Land korrupter ist, beweisen Länder wie Chile und Uruguay. Sie weisen ein BIP pro Kopf von 17.000 bzw. 15.000 Dollar aus. Trotzdem ist dort die Korruption niedriger als in Österreich mit 42.000 Dollar BIP pro Kopf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2012)

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