"Hoch provokativer Akt": Nordkorea startet Rakete

Hoch provokativer Nordkorea startet
Hoch provokativer Nordkorea startetREUTERS/Lee Jae-Won
  • Drucken

Die Langstreckenrakete flog über die japanische Insel Okinawa. Die USA, Südkorea und Japan schalten den UN-Sicherheitsrat ein. Die EU prüft neue Sanktionen.

Trotz aller internationalen Warnungen hat Nordkorea am Mittwoch zum zweiten Mal in diesem Jahr eine mehrstufige Unha-3-Rakete gestartet. Nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums erfolgte der Start kurz vor 10 Uhr, also 2 Uhr unserer Zeit, vom Sohae-Raketenstandort an der Westküste. Nordkorea erklärte, der Start sei erfolgreich gewesen, ein Satellit habe wie geplant die angepeilte Erdumlaufbahn erreicht.

Die USA, Südkorea und Japan verurteilten den Start. Sie sehen darin den verschleierten Test einer Interkontinentalrakete. Solche ballistische Raketen können einen atomaren Sprengkopf tragen. Insbesondere die USA befürchten, dass nordkoreanische Interkontinentalraketen amerikanisches Festland erreichen könnten. Der Weltsicherheitsrat untersagt Nordkorea, das 2006 und 2009 einen Atomtest unternommen hatte, per Resolution den Start von Raketen "unter Verwendung ballistischer Raketentechnik".

UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon nannte den jüngsten Test einen "provokativen Akt". Die USA, Südkorea und beantragten nach Medienberichten eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats. Nach Angaben von Südkoreas Außenminister Kim Sung Hwan wird das Gremium am Mittwoch zu Beratungen über den Raketenstart zusammentreffen.

EU prüft neue Sanktionen

Die EU erwägt neue Sanktionen gegen Nordkorea. "Die EU wird mit ihren wichtigen Partnern und im Einklang mit Beratungen des UNO-Sicherheitsrates angemessene Antworten prüfen, einschließlich möglicher Sanktionen", heißt es in einer Erklärung der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton. Der Raketenstart sei ein klarer Verstoß gegen internationales Recht.

Der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak berief kurz nach dem Raketenstart des Nachbarlandes den nationalen Sicherheitsrat ein, wie ein Sprecher in Seoul mitteilte. Auch Japan hielt eine Sitzung seines nationalen Sicherheitsrats ab.

Die nordkoreanischen Staatsmedien berichteten euphorisch vom Raketenstart: "Die zweite Version des Kwangmyongsong-3-Satelliten hob an Bord der Trägerrakete Unha-3 erfolgreich vom Sohae-Raumfahrtzentrum ab." Der Satellit habe den Orbit erreicht. "Nach den ersten Anzeichen hat die Rakete ein Objekt ausgesetzt, das den Orbit erreicht zu haben scheint", hieß es auch auf der Website des US-Luftverteidigungskommandos (North American Aerospace Defense Command). Und der südkoreanische Verteidigungsminister Kim Kwan Jin sagte der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap, nach ersten Auswertungen, habe sich die erste und zweite Stufe der Rakete erfolgreich abgetrennt. Die Rakete hielt nach südkoreanischen Militärangaben die geplante Flugbahn ein.

Nordkorea hatte den Start angekündigt. Trotzdem kam dieser für viele Beobachter überraschend, nachdem das Land das Startfenster zwei Tage zuvor noch wegen technischer Fehler um eine Woche bis zum 29. Dezember verschoben hatte.

Kim will Stärke demonstrieren

Nach Meinung von Beobachtern will Nordkoreas junger Machthaber Kim Jong-un mit dem Start Stärke demonstrieren. Im April hatte das Regime mit dem Start einer Unha-3-Rakete noch ein Fiasko erlebt. Die Rakete war kurz nach dem Start explodiert. Der UN-Sicherheitsrat hatte den Start aufs Schärfste verurteilt.

Der jüngste Raketenstart fiel mit den Gedenkfeiern zum ersten Todestag des früheren nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-il am 17. Dezember zusammen. Sein noch nicht 30-jähriger Sohn Kim Jong-un war kurz nach dessen Tod zum neuen obersten Führer des Landes ausgerufen worden. Nordkorea hatte angekündigt, dass der neue Raketenstart auf Geheiß von Kim Jong-il erfolge.

Der südkoreanische Präsident Lee hatte Nordkorea Ende November in einem Interview mit ausländischen Journalisten in Seoul beschuldigt, die Präsidentenwahlen in Südkorea am 19. Dezember beeinflussen zu wollen. Ein neuer Raketenstart werde sich aber nicht auf den Ausgang der Wahl auswirken.

(APA/Reuters/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Nordkoreas Satellit befindet sich in Umlaufbahn
Außenpolitik

Nordkoreas Satellit befindet sich in Umlaufbahn

Südkorea bestätigt, dass Nordkorea bei dem umstrittenen Raketenstart einen Satelliten ins All geschossen hat. Seine Funktion sei unklar.
Außenpolitik

Nordkorea feuert Rüstungswettlauf in Asien an

Stalinistisches Regime schickt trotz UN-Verbots einen Satelliten in die Erdumlaufbahn. Der Abschuss dürfte die bevorstehenden Parlamentswahlen in Japan ebenso beeinflussen wie die Präsidentenwahl in Südkorea.
Leitartikel

Der gute Onkel Xi und die Rasselbande von Pjöngjang

Für die Erziehungsberechtigten in Peking sind die Eskapaden ihrer nordkoreanischen Mündel nicht nur peinlich – sie gefährden auch die Sicherheitslage in Asien.
Machtdemonstration am…

Raketen im Testflug


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.