25 Tote: Syrisches Regime greift Flüchtlinge an

Tote Syriens Luftwaffe greift
Tote Syriens Luftwaffe greift(c) Reuters
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Bei dem Luftangriff wurden Dutzende Menschen getötet. Die Raketen trafen auch eine Moschee, in der zahlreiche Flüchtlinge Schutz gesucht hatten.

[damaskus/wien/ag.] Der Bürgerkrieg in Syrien nimmt immer grausamere Ausmaße an: Gestern, Sonntag, griff die syrische Luftwaffe ein Flüchtlingslager an. Bei dem Angriff auf das palästinensische Camp Yarmouk im Süden von Damaskus wurden Dutzende Menschen getötet und zahlreiche verletzt. Wie Aktivisten berichteten, feuerten Kampfflugzeuge mindestens zwei Raketen auf das Camp und trafen dabei eine Moschee, in der rund 600 Flüchtlinge aus den umliegenden Gebieten Schutz gesucht hatten.

Nach Oppositionsangaben handelte es sich um den ersten Angriff auf das Flüchtlingslager seit Beginn des Aufstands gegen Machthaber Bashar al-Assad im vergangenen Jahr. Bereits in den frühen Morgenstunden seien bei einem Granatenangriff auf das Lager ein kleines Mädchen und eine Frau getötet worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die ihren Sitz in London hat.

Im Süden von Damaskus versuchen Regierungstruppen seit Längerem, eine Offensive der Rebellen zurückzudrängen. Am Sonntag flog die Luftwaffe insgesamt sechs Angriffe gegen die Viertel Assali und Hajar al-Aswad im Süden der Hauptstadt. Auch in mehreren Vororten sei es erneut zu Gefechten gekommen, berichteten Oppositionelle.

Rebellen gewinnen Oberhand


Syrien ist nach Angaben des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) die Heimat von mehr als 500.000 palästinensischen Flüchtlingen. Gut vier Fünftel davon leben in der Gegend um Damaskus. Beide Lager, Regierungstruppen und Rebellen, haben seit Beginn des Aufstands gegen Assad Palästinenser rekrutiert. Vor knapp zwei Wochen waren schwere Kämpfe zwischen Assad-loyalen und oppositionstreuen Palästinensern ausgebrochen. Zuletzt konnten die Rebellen mehr und mehr die Oberhand gewinnen.

Laut eigenen Angaben erlangen die Aufständischen die Kontrolle über eine seit Tagen umkämpfte Militärzentrale im Norden von Aleppo. 100 Soldaten befänden sich in Gefangenschaft, 150 hätten sich der Opposition angeschlossen, erklärten die Rebellen.

Indes gab der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ Entwarnung bezüglich eines unmittelbar bevorstehenden Einsatzes von Chemiewaffen durch das Regime. BND-Chef Gerhard Schindler habe die Bestände in der vergangenen Woche in einer streng vertraulichen Runde auf bis zu 1000 Tonnen geschätzt, darunter 700 Tonnen Sarin und jeweils 100 Tonnen Senf- und VX-Gas.

Die Chemiewaffen seien laut BND im Fall einer Entscheidung des Regimes innerhalb von vier bis sechs Stunden einsatzbereit. Bisher gebe es jedoch keine konkreten Vorbereitungen für einen solchen Einsatz.

(APA/Reuters/AFP/dpa)

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