Das Außenministerium in Wien versucht unterdessen, Informationen zum verhafteten syrisch-stämmigen Österreicher zu bekommen.
In Syrien sind drei entführte Ausländer offenbar Geiseln von Banditen geworden - es soll eine Lösegeldforderung geben. Russland bereitet indes anscheinend eine groß angelegte Rettungsaktion für seine Bürger in dem konfliktgeplagten Land vor.
Für die zwei in Syrien verschleppten Russen und einen Italiener fordern die Entführer nach Angaben aus Moskau Lösegeld. Die Täter hätten sich telefonisch bei der Stahlfirma in einem Industriegebiet nahe der Stadt Homs gemeldet, für die die Männer arbeiteten, teilte das russische Außenministerium am Dienstag mit. Einer der entführten Russen sei seit Anfang Oktober dort beschäftigt, der andere habe auch einen syrischen Pass. Die Männer waren am Vortag auf der Straße zwischen Tartus und Homs verschleppt worden.
"Wir arbeiten aktiv an dieser Sache", sagte Außenminister Sergej Lawrow bei einem Besuch in der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Usbekistan. Alle notwendigen Schritte würden unternommen, sowohl in dem arabischen Land als auch bei Regierungen, die Einfluss auf die Syrer hätten, sagte Lawrow.
Von der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad um das frühere Königsberg aus stachen unterdessen erneut mehrere Kriegsschiffe in Richtung Syrien in See, wie die Agentur Interfax unter Berufung auf Militärkreise meldete. Die Schiffe sollten bei einer möglichen Rettungsaktion für Tausende in Syrien lebende Russen helfen. Erst vor kurzem hatte Moskau bestätigt, dass solche Pläne vorbereitet seien. Russland betreibt im syrischen Hafen Tartus einen Marinestützpunkt
Österreicher brachte Hilfsgüter - Haft
Tags zuvor war bekannt geworden, dass ein Österreicher syrischer Abstimmung bei der Auslieferung von Hilfsgütern in Syrien von Regierungskräften verhaftet wurde. Der 47-jährige Jamal Orabi, der mit seiner Ehefrau und sechs Kindern in Österreich lebt, sei am Sonntag im Haus von Verwandten in der syrischen Metropole Aleppo aufgesucht und vom Militärgeheimdienst abgeführt worden, sagten Angehörige. Das Außenministerium in Wien verlangte vom syrischen Regime Aufklärung.
Orabi war nach Angaben der Hilfsorganisation Humanic Relief mit Medikamenten und Nahrungsmitteln für notleidende Zivilisten in das Bürgerkriegsland gereist. Er habe bereits mehrfach solche Reisen für die Organisation übernommen, sagte ein Sprecher von Humanic Relief, Ahmed Elmatbouly. Seit seiner Verhaftung habe man kein Lebenszeichen mehr von ihm erhalten. "Es ist ein tragischer Fall für uns."
Der Verein Humanic Relief wurde als Irakhilfswerk während des Irak-Kriegs ab 2003 gegründet und engagiert sich in Syrien und anderen Konfliktstaaten. Hilfsgütern zu liefern sei oft schon Grund, als Gegner des Regimes zu gelten, sagte Elmatbouly. Dass Nahrung oder Medikamente in den Händen von Rebellen landeten, wies er zurück.
Rebellen erobern Flüchtlingscamp
Nach tagelangen Kämpfen haben die syrischen Rebellen unterdessen das palästinensische Flüchtlingscamp Yarmouk bei Damaskus eingenommen, berichten Informanten. "Das gesamte Lager ist unter Kontrolle der Freien Syrischen Armee", hieß es am Montagabend. Die verbliebenen Kämpfer der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP-GC) hätten sich zurückgezogen und den im Norden des Lagers stehenden Regierungstruppen angeschlossen.
Die Gefechte hatten zwischen den Assad-treuen Kämpfern der PFLP-GC und den Rebellen getobt, denen sich einige palästinensische Aktivisten anschlossen. Viele der bisher Präsident Bashar al-Assad ergebenen Palästinenser waren am Samstag zur FSA übergelaufen. Ihr Anführer Ahmed Dschibril verließ das Lager den Kreisen zufolge am selben Tag.
Die Kämpfe im Lager hatten zusammen mit einem syrischen Luftangriff, bei dem am Sonntag mindestens 25 Menschen zu Tode kamen, eine Massenflucht ausgelost.
(APA/Reuters)