Ägypten: Letzte Runde des Verfassungsreferendums

(c) REUTERS (Khaled Abdullah)
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Am Samstag wählt die Landbevölkerung. Bei der Volksabstimmung wird eine deutliche Zustimmung prognostiziert. Erste Verstöße wurden gemeldet.

In Ägypten hat die zweite und zugleich letzte Runde der Volksabstimmung über den umstrittenen islamistisch geprägten Verfassungsentwurf begonnen. Die Wahllokale öffneten am Samstag pünktlich um 7 Uhr MEZ. An der Reihe war diesmal die Landbevölkerung. Es wird mit einer deutlichen Zustimmung gerechnet, denn in den Dörfern und Kleinstädten haben die Islamisten um Präsident Mohammed Mursi einen noch stärkeren Rückhalt als in den Großstädten.

Verstöße und Beeinflussung

Zu den Mittagsstunden meldeten Aktivisten Verstöße gegen das Wahlrecht. So sollen mehrere Wahllokale zu spät geöffnet haben und Wähler von Islamisten beeinflusst worden sein, erklärte die revolutionäre Jugendbewegung 6. April in einem ersten Resümee. Der Streit um den von Muslimbrüdern und Salafisten erarbeiteten Verfassungsentwurf hat Ägypten tief gespalten. Die Opposition sieht darin den ersten Schritt in Richtung Gottesstaat.

Abstimmung in den Großstädten

In Großstädten hatten vor einer Woche noch nicht bestätigten Ergebnissen zufolge 57 Prozent der Wähler für den Verfassungstext gestimmt. Die Opposition läuft gegen das Regelwerk Sturm. Am Freitag kam es erneut zu Zusammenstößen zwischen Gegnern und Anhängern Mursis. Dabei wurden mehr als 30 Menschen verletzt.

Die Wahllokale sollen um 19 Uhr Ortszeit (18 Uhr MEZ) schließen. Bei großem Andrang können sie aber länger geöffnet bleiben. Abgestimmt wird nun unter anderem in den Städten entlang des Suez-Kanals, in der Touristenstadt Luxor und in Gizeh. Für die Volksabstimmung wurden 120.000 Soldaten mobilisiert, die weitere rund 130.000 Polizisten unterstützen sollen.

Die Debatte um die Verfassung hat das bevölkerungsreichste arabische Land in eine tiefe politische Krise gestürzt. Frauen und Minderheiten wie Christen sehen ihre Rechte beschnitten. Die Islamisten betrachten das neue Grundgesetz dagegen als einen entscheidenden Schritt in Richtung Demokratie. Die Verabschiedung einer Verfassung ist die Voraussetzung für Parlamentswahlen.

(APA)

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