Kaschmir-Krise: Indien wirft Pakistan „barbarischen Mord“ vor

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Der Tod zweier Soldaten bei Gefechten in der Himalaja-Provinz gefährdet den Friedensdialog zwischen den Atommächten. Sowohl Indien als auch Pakistan betrachten die Region als Teil ihres Staatsgebietes.

Delhi/Islamabad/Wien. Einer der gefährlichsten Konflikte der Welt droht wieder aufzuflammen: Zwischen den Atommächten Indien und Pakistan herrscht Hochspannung, nachdem es in der geteilten Himalaja-Region Kaschmir zu den heftigsten Gefechten seit fast zehn Jahren gekommen ist. Indiens Regierung macht Islamabad für den „barbarischen Mord“ zweier indischer Soldaten verantwortlich – laut indischen Medien soll einer der Militärs geköpft worden sein.

Neu-Delhi bestellte am Mittwoch den pakistanischen Botschafter ein. Indiens Außenminister Salman Khushid drohte gestern erzürnt mit einer „angemessenen Reaktion für die unmenschliche Tat“.Pakistan dementiert indes, dass es überhaupt ein Gefecht gegeben habe und Soldaten getötet worden seien. Die Attacken indischer Medien nannte ein Militärsprecher „Propaganda“ – ein Ablenkungsmanöver für den Zwischenfall am Sonntag: Laut Islamabad waren indische Truppen in den pakistanischen Teil Kaschmirs vorgedrungen und hatten dort einen Posten angegriffen. Dabei seien zwei Soldaten schwer verwundet worden. Das wiederum dementiert Delhi.

Das abgelegene Kaschmir ist seit jeher Zankapfel Nummer eins zwischen den Erzfeinden: Sowohl Indien als auch Pakistan betrachten die Region als Teil ihres Staatsgebietes. Seit ihrer Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft 1947 haben die Atommächte zwei ihrer drei Kriege um Kaschmir geführt. Tausende Menschen starben dabei. 2003 schlossen die Nachbarn einen Waffenstillstand. Seitdem ist es an der Demarkationslinie immer wieder zu kleineren Schusswechseln gekommen, doch niemals zu Kämpfen wie in den vergangenen Tagen.

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Belastung für Cricket-Diplomatie

„Das ist ein sehr ernsthafter Vorfall“, warnt Samina Ahmed von der „International Crisis Group“ in Islamabad. Der Friedensdialog könnte dadurch ins Stocken geraten, sagt sie zur „Presse“. Dabei hatte es zuletzt bemerkenswerte Annäherungen zwischen Indien und Pakistan gegeben: Die Erzfeinde hatten Reise-Einschränkungen gelockert, erstmals seit fünf Jahren spielte ein pakistanisches Cricket-Team in Indien.

Dass der Konflikt gerade jetzt eskaliert, ist laut der Expertin Samina Ahmed kein Zufall: „Auf beiden Seiten gibt es lokale Machthaber, die kein Interesse am Frieden haben. Sie befürchten, Einfluss zu verlieren.“ In beiden Teilen Kaschmirs geben vorwiegend Militärs den Ton an.

Dass Islamabad 70.000 Soldaten von der indischen Grenze an die afghanische verlegte, sorgte in Teilen der pakistanischen Armee offenbar für Unmut: „Viele Offiziere glauben, das sei nicht im Interesse Pakistans“, sagt der pakistanische Militärexperte Ajai Shukla im „Christian Science Monitor“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2013)

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