Frankreichs neuer Krieg: "Sonst gäbe es Mali nicht mehr"

Frankreichs neuer Krieg Sonst
Frankreichs neuer Krieg Sonst(c) Reuters
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Außenminister Fabius rechnet damit, dass die Militärintervention "nur noch Wochen" dauern wird. Darabos lehnt eine Beteiligung Österreichs an der EU-Trainingsmission in Mali ab.

Der französische Militäreinsatz in Mali zeigt nach Angaben von Außenminister Laurent Fabius bereits Erfolge und wird nach seiner Einschätzung nur von kurzer Dauer sein. Die Intervention sei "eine Frage von Wochen", sagte Fabius am Sonntagabend vor französischen Medienvertretern. Zugleich lobte er die internationale Unterstützung für sein Land. Unter anderem nannte Fabius Großbritannien, Dänemark, "andere europäische Länder" und die USA. Der Minister rechtfertigte auch den Militäreinsatz: "Frankreich musste dringend eingreifen, sonst gäbe es Mali nicht mehr, dafür aber einen terroristischen Staat."

Rebellen starten Gegenoffensive

Ob der Einsatz tatsächlich nur einige Wochen dauern wird, ist fraglich: Denn nach mehreren Tagen französischer Luftangriffe haben die islamistischen Rebellen Bewohnern zufolge eine Gegenoffensive gestartet. Die Extremisten lieferten sich demnach am Montag in dem zentral-malischen Ort Diabaly Kämpfe mit der Armee. "Sie sind in der vergangenen Nacht in den Ort eingesickert, indem sie in kleinen Gruppen den Fluss überquerten", sagte einer der Bewohner vor Ort. Der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian sagte, die Rebellen-Kräfte hätten Diabaly eingenommen.

Frankreich hatte am Freitag in die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und al-Qaida nahen Rebellen eingegriffen und seitdem mehrfach deren Stellungen im Norden des afrikanischen Landes bombardiert.

Nato plant keine Unterstützung

Die Nato hat unterdessen den französischen Militäreinsatz gegen islamistische Kämpfer in Mali begrüßt, plant aber keine Unterstützung der Mission. "Frankreich hat schnell gehandelt, um die Offensive der terroristischen Gruppen in Mali zurückzudrängen", sagte Nato-Sprecherin Oana Lungescu am Montag in Brüssel. "Wir hoffen, dass diese Anstrengungen helfen, die Rechtsstaatlichkeit in Mali wieder herzustellen und die Bedrohung durch terroristische Gruppen zu verringern."

Die Allianz selbst sei aber nicht in den Konflikt involviert, sagte die Sprecherin. Darüber gebe es in der Allianz auch weder eine Diskussion, noch habe die Nato eine Bitte um Unterstützung erhalten. "Aber natürlich besorgt die Situation in Mali uns alle, da sie in dem Land, in der Region und darüber hinaus Sicherheit und Stabilität bedroht", fügte sie hinzu. 

Darabos lehnt Beteiligung ab

Österreichs Verteidigungsminister Norbert Darabos lehnt eine Beteiligung an der EU-Trainingsmission in Mali ab. Das bekräftigte sein Sprecher Stefan Hirsch gegenüber der „Presse". Österreichs Ressourcen seien in Nahost und auf dem Balkan gebunden. Im Außenamt hieß es, man stehe dem Einsatz positiv gegenüber. Es gebe aber noch keine Anfrage seitens des Verteidigungsministeriums. Explizit auf eine Teilnahme drängen wollte Außenminister Spindelegger jedoch nicht, zumindest nicht vor der Volksbefragung am 20. Jänner. In der Woche darauf will die EU den Mali-Operationsplan festlegen.

Dänemark erwägt Beteiligung

Dänemarks Regierung will den französischen Militäreinsatz in Mali dagegen möglicherweise aktiv unterstützen. Allerdings gebe es dazu noch keine Entscheidungen oder konkrete Pläne, verlautete am Montag aus Regierungskreisen in Kopenhagen. Außenminister Villy Sövndal hatte am Vorabend erklärt, er stehe "voll und ganz hinter Frankreichs Versuch, Stabilität herzustellen."

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat Frankreich deutsche Unterstützung beim Militäreinsatz in Mali zugesagt, allerdings sollen keine Kampftruppen entsandt werden. "Wir haben in der Bundesregierung verabredet, dass wir jetzt in Gespräche mit Frankreich eintreten, inwieweit wir auch das Engagement Frankreichs jenseits der Entsendung von Kampftruppen unterstützen können, zum Beispiel politisch, zum Beispiel logistisch oder auch humanitär oder im medizinischen Bereich", sagte Westerwelle am Montag in Kiel.

Schweden könnte Ausbildner schicken

Schweden könnte sich mit 12 bis 15 "militärischen Ausbildnern" an einer EU-Malimission beteiligen. Das sagte der zuständige Einsatzchef der schwedischen Armee, Anders Silwa, am Montag laut Nachrichtenagentur TT. Zweck eines derartigen Einsatzes sei es, "vier oder fünf Bataillone" der malischen Armee für den Kampfeinsatz gegen die Rebellen im nordöstlichen Landesteil vorzubereiten, so der schwedische Armeesprecher. Silwer verglich einen möglichen EU-Einsatz in Mali mit jenem in Uganda. Die schwedischen Militärangehörigen würden angesichts der jüngsten französischen Angriffe und der aktuellen Entwicklung gegebenenfalls wohl erst "in ein paar Monaten" nach Afrika entsandt. Auch Estland erklärte seine Bereitschaft an einer EU-Ausbildungsmission teilzunehmen.

Am Montagabend will sich der Weltsicherheitsrat in New York auf Antrag Frankreichs in einer Sondersitzung mit der Lage in dem westafrikanischen Krisenland befassen. Die 15 Nationen in dem Gremium sollen dabei über die jüngsten Entwicklungen in Mali unterrichtet werden, teilte die französische UN-Botschaft am Sonntag in New York mit. Auch das Parlament in Paris soll am Abend informiert werden.

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