Entführung: Jemen-Geiseln in Hand der al-Qaida?

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Die ursprünglichen Entführer sollen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa den entführten Wiener und zwei Finnen an Terroristen „verkauft“ haben. Das Außenamt in Wien spricht von „Gerüchten“.

Sanaa/Wien/WG/AG. Über das mögliche Schicksal jenes Österreichers und der zwei Finnen, die kurz vor Weihnachten in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa verschleppt worden sind, gibt es beunruhigende Neuigkeiten: Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am Dienstag unter Berufung auf einen „hohen jemenitischen Beamten“, dass die drei Europäer von ihren ursprünglichen Entführern an die Terrororganisation al-Qaida verkauft worden seien. Sie seien demnach in die Provinz Bayda im Süden des Landes überstellt worden.
Am Montag hatte Jemens Nachrichtenagentur „Saba“ Jemens Präsident Abd-Rabbu Mansour Hadi nach einem Treffen mit Österreichs Botschafter Gregor Kössler und einem finnischen Diplomaten mit den Worten zitiert, die Geiseln seien von „terroristischen Gruppen“ gekidnappt worden.

Bei den Geiseln handelt es sich um den 26-jährigen Wiener Dominik und ein junges finnisches Paar. Die beiden Männer hatten am renommierten „Center for Arab Language and Eastern Studies“ (Cales) in Sanaa Arabisch studiert. Im Dezember stieß die Freundin des Finnen dazu, wenig später, am 21. Dezember, wurden die drei trotz starker Polizeipräsenz mitten in Sanaa von Bewaffneten aus einem Elektronikgeschäft gezerrt in ein Auto gezerrt und weggebracht.

„Es gibt noch nicht einmal ein Bekenntnis“

Schon bald hieß es von jemenitischer Seite, dass die Entführer mehrere Millionen Dollar Lösegeld fordern würden und sie trotz Straßensperren aus Sanaa hinaus aufs Land verbracht hätten. Ob die Entführer sie nun wirklich an eine andere Gruppe, in diesem Fall an das Terrornetzwerk al-Qaida, weiterverkauft hätten, etwa, um rascher und sicherer an Geld zu kommen, wollte unterdessen das Außenministerium in Wien nicht bestätigen. „Es gibt ja nicht einmal ein Bekenntnis irgendeiner Entführergruppe“, sagte Außenamtssprecher Martin Weiss zur „Presse“.
Daher seien „alle Szenarien möglich“ und man wolle und könne sich darüber nicht näher äußern. Im Übrigen könne sich die Sache noch über längere Zeit hinziehen.



Jemens Präsident habe nur von „terroristischen Gruppen“ gesprochen, was noch nichts Genaues heiße, und der von Reuters zitierte jemenitische Beamte sei ja anonym geblieben. Zudem habe der österreichische Botschafter vor Ort, der grundsätzlich in Saudiarabien amtiert und nun zwischen Riad und Sanaa pendelt, keinen Kontakt mit den Tätern und den Entführten, also sei man allein auf Angaben der Jemeniten angewiesen. Und von diesen heiße es eben „dieser Stamm“ oder „jener Stamm“, doch schon morgen könne alles wieder anders sein.

Angeblich keine Lebenszeichen von Geiseln

Österreich hat neben dem Botschafter drei weitere Beamte, darunter einen Mitarbeiter des Heeresnachrichtenamtes, im Jemen auf den Fall angesetzt und arbeitet mit anderen Geheimdiensten befreundeter Länder (darunter den USA) zusammen. Aus informierten Kreisen heißt es, von den Entführten gebe es noch keine Lebenszeichen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2013)

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