Albaner rächen sich für Denkmalabriss

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Belgrad erzürnt mit dem Abriss eines Denkmals für getötete serbische Partisanen im Zweiten Weltkrieg in Südserbien nicht nur die Albaner im eigenen Land: Die Sorge um die Sicherheit der Serben im Kosovo wächst.

Belgrad. Der Bagger machte mit dem Denkmal kurzen Prozess: Drei Schläge mit der kleinen Schaufel, und der – nicht besonders eindrucksvolle – Gedenkstein für getötete serbische Partisanen im Zweiten Weltkrieg in der kosovarischen Stadt Vitina/Viti war dem Erdboden gleichgemacht, unter dem großen Jubel der lokalen albanischen Bevölkerung.

Seit die Regierung in Belgrad am Sonntag ein Denkmal für albanische Rebellen im südserbischen Preševo abreißen ließ, nehmen die Racheakte im benachbarten Kosovo kein Ende: Zahlreiche serbische Gräber und Gedenksteine wurden zerstört. In Gjakovica/Gjakova konnte die Polizei eine Gruppe aufgebrachter Jugendlicher nur mit Mühe von einem Sturm auf die orthodoxe Kirche abhalten.

Das nun abgerissene Denkmal in Preševo sorgt seit Wochen für Spannungen, ein möglicher Kompromiss wie dessen Versetzung in den nur 50 Meter entfernten Garten der Moschee war offenbar bei beiden Seiten nicht gefragt.

Serbien habe wieder gezeigt, dass es keine Albaner im Preševo-Tal wolle, kommentierte der Gemeinderatsvorsitzende Skender Destani die Räumung des umstrittenen Kriegerdenkmals durch serbische Sicherheitskräfte.

Al-Qaida-Denkmal in den USA?

Aus serbischer Sicht sieht die Entfernung des Denkmals für 27 gefallene Angehörige der früheren albanischen Untergrundarmee U?PMB freilich anders aus: Die Rebellen gelten für Belgrad trotz einer 2002 erlassenen Amnestie weiter als „Terroristen“. Die USA würden ja auch kein Denkmal für al-Qaida-Veteranen auf ihrem Gebiet genehmigen, sagte Serbiens Premier Ivica Dačić am Montag: „Wir haben ausreichend Geduld gezeigt. Gesetze müssen respektiert werden.“

Auf 60.000 bis 80.000 Menschen wird die Zahl der Albaner in der verarmten Region um die südserbischen Gemeinden Preševo, Bujanovac und Medvedja an der Grenze zum Kosovo geschätzt. Schon 1992 hatte sich die Minderheit per Referendum für den Anschluss an den albanisch dominierten Kosovo ausgesprochen. Die U?PMB versuchte 2000/2001 die Abspaltung von Serbien gar mit einem bewaffneten Aufstand zu erzwingen. Durch die Räumung des Denkmals fühlen sich viele in ihrer Forderung nach der Loslösung von Belgrad bestätigt.

Serbiens Regierung habe mit ihrem „idiotischen Akt“ gezeigt, dass sich weder „die Logik noch die Aktionen“ des früheren Milošević-Regimes geändert hätten, polterte in Prishtina Kosovos Parlamentspräsident Jakup Krasniqi. Albaniens Premier Sali Berisha wertete in Tirana die Räumung des Denkmals als erneuten Beweis der „Albanerphobie“ Belgrads, der belege, wie wichtig die Vereinigung des albanischen Volkes für dessen Zukunft sei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2013)

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