Einem türkischen Medienbericht zufolge soll die Berliner Staatsanwaltschaft den späteren Attentäter verhört, aber nicht einmal seine Adresse überprüft haben.
Nach dem Selbstmordanschlag auf die US-Botschaft in Ankara werden Vorwürfe gegen die deutschen Behörden laut. Die türkische Zeitung "Hürriyet" berichtete am Dienstag von Pannen bei Ermittlungen gegen den Attentäter Alisan Sanli. Die Berliner Staatsanwaltschaft habe den Linksextremisten im Jahr 2009 zwar verhört, aber nicht einmal die von ihm angegebene Adresse überprüft - und deshalb auch nicht herausgefunden, dass Sanli die Behörden angelogen habe.
Laut "Hürriyet" wurde Sanli in Berlin wegen des Besitzes von Propagandamaterial der in der Türkei und in Deutschland verbotenen Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C) verhört. Dabei habe Sanli eine Wohnadresse in Kreuzberg angegeben, die aber von der Berliner Polizei nie kontrolliert worden sei. Laut "Hürriyet" hörten die türkischen Mieter des betreffenden Hauses nie von Sanli.
Die Zeitung berichtete zudem, auch bei Ermittlungen der deutschen Generalbundesanwaltschaft gegen Sanli wegen des Verdachts der Geldbeschaffung für die DHKP-C ab dem Jahr 2011 habe es Pannen gegeben. Trotz laufender Ermittlungen hätten die Behörden den Verdächtigen im Oktober vergangenen Jahres aus den Augen verloren.
Laut der türkischen Regierung reiste Sanli vor dem Attentat vom vergangenen Freitag von Deutschland aus über Griechenland mit falschen Papieren in die Türkei ein. Bei dem Anschlag riss Sanli einen türkischen Wachmann mit in den Tod.
"Terroristen reisen frei in Europa herum"
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan forderte die Staaten der EU am Montag zu mehr Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus auf: "Terroristen, die in der Türkei die blutigsten Morde begehen, reisen frei in Europa herum." Die EU müsse sich außerdem von Terrororganisationen distanzieren.
(APA/AFP)