Iran baut 50.000 Mann starke Miliz in Syrien auf

(c) AP (Mohammed Zaatari)
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Teheran schafft sich loyale Kräfte für die Zeit nach dem Zerfall des syrischen Nationalstaates. Die Ziele des Irans sind aber vorerst, al-Assad bis zum letzten zu schützen.

Washington/Go/Reuters. An einem weiteren Tag schwerer Gefechte zwischen syrischen Regierungstruppen und Aufständischen, die unter anderem den größten Damm am Euphrat unter Kontrolle brachten und nahe ans Zentrum von Damaskus vordrangen, gab eine Meldung der „Washington Post“ einen Ausblick auf die trübe Zukunft des Landes. Laut mehreren amerikanischen und arabischen Diplomaten stellt der Iran eine rund 50.000 Kämpfer umfassende Miliz in Syrien auf, um dort nach dem Machtverlust von Präsident Bashar al-Assad bei dem Zerfall des Nationalstaates loyale Partner zu haben.

Teheran habe in Syrien zwei Ziele, sagte ein Diplomat: „Das eine ist, Assad bis zum Letzten zu stützen. Das andere ist, alle Vorbereitungen für größtmögliches Unheil zu treffen, wenn er fällt.“

Ein zweiter, größerer Libanon

Der seit 22 Monaten tobende Bürgerkrieg mit seinen vermutlich rund 60.000 Toten werde das Land ähnlich aufspalten, wie es vor drei Jahrzehnten im Libanon der Fall gewesen ist, zitiert die „Washington Post“ Paul Salem, den Leiter des Beiruter Büros der Carnegie-Stiftung.

Den Kern dieser pro-iranischen Kampfgruppen bildet eine Allianz syrischer Schiiten und Alawiten namens Jaysh al-Sha'bi, die an der Seite von al-Assads Truppen kämpft. Sie bekommt Geld, Waffen und militärische Führung sowohl von der islamistischen libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah als auch von den iranischen Revolutionsgarden, die der Weltöffentlichkeit spätestens seit der brutalen Niederschlagung friedlicher Demonstrationen in Teheran vor vier Jahren ein Begriff sein dürfte. „Jaysh ist im Grunde ein Gemeinschaftsunternehmen von Hisbollah und Iran“, sagte David Cohen, der im US-Finanzministerium zuständige Staatssekretär für Terrorfinanzierung. Aus diesem Grund haben die USA Jaysh al-Sha'bi im Dezember mit Sanktionen belegt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2013)

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