Nordkorea: Warum Kim III. die Bombe zündete

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Nordkoreas erst seit einem Jahr amtierender Staatschef Kim macht seine Drohung wahr. Zum dritten Mal hat die stalinistisch geführte Diktatur eine Atombombe gezündet. Weitere sollen folgen.

Peking. Nein, es war kein Erdbeben – zumindest keines von Mutter Natur. Gegen 12 Uhr chinesischer Zeit hatte die US-Erdbebenwarte im Ort Punggye Ri im Nordosten Nordkoreas, rund 100 Kilometer von der Grenze zu China entfernt, in einer Tiefe von einem Kilometer ein Beben der Stärke 5,1 registriert. Etwa zwei Stunden später vermeldete Nordkoreas amtliche Nachrichtenagentur KCNA, ein „miniaturisierter Sprengsatz mit großer Stärke“ sei gezündet worden. Der Test sei sicher und perfekt gelaufen.

Damit hat Nordkoreas erst seit einem Jahr amtierender Jungdiktator Kim Jong-un seine Drohung wahrgemacht und am Dienstag Nordkoreas dritte Atombombe gezündet. Außenpolitisch tritt er damit in die Fußstapfen seines fanatischen Vorgängers und Vaters Kim Jong-il und widerlegt seine internen Widersacher, die ihm Schwäche vorgeworfen haben. Der Test diene Nordkorea „zum Schutz der nationalen Sicherheit und Souveränität“, heißt es offiziell in einer Erklärung des nordkoreanischen Außenamts. Sollten die Feindseligkeiten vor allem aus den USA anhalten, werde es schon bald zu „zweiten und dritten Maßnahmen mit noch größerer“ Intensität kommen.

Kam Plutonium zum Einsatz

Ersten südkoreanischen Einschätzungen zufolge hatte die Testbombe etwas mehr als ein Drittel der Sprengkraft von Hiroshima. Die Nordkoreaner behaupten, vom Gewicht her habe es sich um einen leichteren Sprengsatz gehandelt – ein Hinweis, dass Plutonium zum Einsatz kam und nicht, wie von der internationalen Gemeinschaft befürchtet, waffenfähiges Uran.

Vom Zerstörungspotenzial ist eine Plutoniumbombe keineswegs harmloser. Doch der Bau einer Bombe aus angereichertem Uran gilt als sehr viel komplizierter. Sollte Pjöngjang diese Technik beherrschen, dürfte das auch in Staaten wie dem Iran auf Interesse stoßen. Sicherheitsexperten in den USA und Südkorea vermuten seit einiger Zeit, dass Nordkorea heimlich waffenfähiges Uran anreichert. Pjöngjang bestreitet das.

Allerdings hat das Regime um Diktator Kim Jong-un schon beim erfolgreichen Start einer Langstreckenrakete ins All Mitte Dezember behauptet, dies habe lediglich der Beförderung eines Beobachtungssatelliten gedient. Der Westen hingegen bezichtigt das Regime, einen unzulässigen Raketentest für sein Nuklearprogramm gestartet zu haben. Seit den Atomtests von 2006 sowie 2009 hängt ein Bann über die letzte noch stalinistisch geführte Diktatur. Erst vor zwei Wochen weitete der Weltsicherheitsrat als Strafe für den Raketentest vom Dezember die Sanktionen gegen Nordkorea aus.

Über Nordkoreas jüngsten Atomtest ist die internationale Staatengemeinschaft zwar nicht überrascht. Denn Sicherheitsexperten haben schon vorher vermutet, dass es sich bei den Drohungen aus Nordkorea nicht um leere Worthülsen handle. Dennoch ist vor allem Nordkoreas letzter Verbündeter sauer. Aus China kamen diesmal scharfe Worte (mehr dazu hier).

„Regime wird unberechenbarer“

Bis vor Kurzem überwog unter Militärexperten die Einschätzung, dass Nordkorea zwar im Besitz von Nuklearwaffen sei. Es wurde jedoch bezweifelt, dass Pjöngjang auch über entsprechende Sprengköpfe verfüge, die atomar bestückt und auf einer weitreichenden Rakete platziert werden können.

Gerade der Raketentest im Dezember aber hat gezeigt: Nordkoreas Aufstieg zur Atommacht rückt bedrohlich näher. Jia Qingguo, Politologe an der Pekinger Universität, sagte bereits vor einiger Zeit: „Je weiter Nordkorea sein Atomprogramm voranbringt, desto unberechenbarer wird das Regime.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2013)

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