Nikos Anastasiadis hat die erste Runde der Präsidentenwahl auf Zypern klar gewonnen, muss am 24. Februar aber doch erneut antreten.
[Athen/Nikosia/CG/ag] Der Konservative Nikos Anastasiadis hat die Präsidentenwahl auf Zypern am Sonntag mit über 45 Prozent klar gewonnen, er muss aber doch in eine Stichwahl, da ihm etliche Prozentpunkte zur absoluten Mehrheit fehlten. Am 24. Februar wird er gegen den Linkskandidaten Stavros Malas von der kommunistischen Partei Malas antreten müssen, der rund 27 Prozent der abgegebenen Stimmen erreichte. Der unabhängige Kandidat Georgios Lilikas, ein Vertreter der politischen Mitte, landete bei 25 Prozent.
Kommunisten abgestraft
Stavros Malas wurde für die zögerliche Politik des scheidenden Staatspräsidenten und Akel-Chefs, Dimitris Christofias, abgestraft, der auf die aufziehende zypriotische Krise zu langsam reagiert hatte.
Auf Anastasiadis wartet nach einem Wahlsieg keine leichte Aufgabe. Er muss das quasi bankrotte Zypern auf Sparkurs führen, die Rekordarbeitslosigkeit von 15 Prozent bekämpfen und Zyperns Rettung durch den EU-Rettungsschirm ESM unter Dach und Fach bringen.
Denn noch ist nicht sicher, dass EU und Internationaler Währungsfonds der 17-Milliarden-Euro-Hilfe zustimmen. Es werden derzeit die möglichen Folgen einer Staatspleite Zyperns für die Eurozone durchgerechnet, wie pünktlich zur Wahl in europäischen Medien vermeldet wurde. Noch sind die Meinungen darüber geteilt.
Die Europäische Zentralbank fürchtet eine Störung der sensiblen Gleichgewichte auf den Finanzmärkten und will helfen, deutsche Politiker aber denken mehr an die Börsen ihres Wahlvolkes. Sie argwöhnen, dass die Banken auf Zypern reiche Russen aktiv dabei unterstützen, Schwarzgeld zu waschen. Der scheidende Präsident wiederum sieht sein Land von der EU und insbesondere von Deutschland verfolgt und in die Ecke gestellt. Auch Zyperns Botschafter in Deutschland, Minas Hadjimichael, bezeichnete die Vorwürfe als „unbegründet und unfair“. Anastasiadis würde den Europäern wohl entgegenkommen. Er ist für eine schnelle Sanierung der Banken und des überdimensionalen öffentlichen Sektors. Im Gegensatz zum scheidenden Präsidenten hat er auch nichts gegen Privatisierungen.
Großes Hoffen auf Öl und Gas
Zu einem zentralen Wahlkampfthema wurden die riesigen Öl- und Gasvorkommen, die vor der Küste der Mittelmeerinsel vermutet werden. Während der Präsidentschaftskandidat Lillikas die erwarteten Einnahmen schon jetzt als Wechsel auf die Zukunft einsetzen wollte, um die Finanzkrise zu lösen, warnen Malas und Anastasiades davor, den Reichtum des Landes jetzt zu billig abzugeben. Sie wollen abwarten, bis in einigen Jahren Geld fließt, um dieses dann in Infrastruktur und Industrieförderung zu investieren.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18. Februar 2013)