Krebskranker Chavéz kehrt zurück nach Caracas

(c) REUTERS Carlos Garcia Rawlins
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Präsident Hugo Chávez ist nach der OP in Kuba wieder in seiner Heimat Venezuela. Was seine Heimkehr politisch bedeutet, wird Thema kommender Tage und Wochen sein. Legt der krebskranke Comandante sein Amt zurück?

BUENOS AIRES. Er ist wieder daheim. Mitten in der Nacht erwachte das seit 1. November inaktive Twitter-Konto @chavezcandanga: „Wir sind wieder in der venezolanischen Heimat. Danke, mein Gott!!, Danke!! Geliebtes Volk!! Die Behandlung wird hier fortgesetzt“, meldete Hugo Chávez am Montagmorgen. In einer zweiten Kurznachricht dankte der Präsident den kubanischen Herrscherbrüdern Castro, auf deren Insel er seit 11. Dezember behandelt worden war, und seinem Volk: „Danke Venezuela für so viel Liebe.“ Im dritten Tweet erklärte er sein tiefes Vertrauen in Jesus Christus, seine Ärzte und Pfleger. Und er schloss mit dem alten Spruch der kubanischen Revolution: „Hasta la victoria siempre! Wir werden leben und wir werden siegen!“



Es war 2.30 Uhr in der Früh, als Hugo Chávez auf dem Flughafen Simón Bolívar ankam. Bei seiner Abreise nach Kuba war er mit eigenen Kräften die Gangway hinaufgestiegen, wie nun die Ankunft ablief, ist nicht bekannt, es wurden keine Bilder publiziert. Die Mission Heimkehr in das Militärhospital von Caracas fand unter größter Geheimhaltung statt. Als Venezuela am Montag erwachte, war es Vizepräsident Nicolás Maduro, der die Nachricht bestätigte und sagte, dass Chávez selbst die große Kunde verbreiten wollte, „in seiner bewegenden und poetischen Sprache“.

Ob und wann die Venezolaner diese Sprache wieder werden hören können, ist unklar, denn momentan hat Hugo Chávez seine Stimme verloren, offenbar eine Folge des Luftröhrenschnittes, den die Ärzte aufgrund der Atemwegsinfektion nach der OP durchführen mussten. Entsprechende Zeitungsberichte waren von Forschungsminister Jorge Arreaza am Freitag bestätigt worden: „Er kommuniziert perfekt seine Entscheidungen und er macht sich verständlich.“ Arreaza, verheiratet mit einer Tochter von Hugo Chávez, verbrachte die zurückliegenden zwei Monate mit dem maladen Mandatar auf Kuba. „Gut, er hat nicht seine charakteristische Stimme, aber das ist reversibel. Wir hoffen, ihn wieder zu hören.“

Nun soll die Krebsbehandlung im Militärspital fortgesetzt werden, das seit Wochen auf eine Rückkehr des Comandante vorbereitet worden ist. Vizepräsident Maduro forderte sein Volk auf, „Spiritualitätsbekundungen in Ruhe“ auszuleben und nicht die hunderten Patienten des Klinikums bei ihrer Therapie zu stören. Daraus ist zu schließen, dass das Spital wohl weiträumig abgeriegelt werden wird.

Was die Heimkehr des Präsidenten politisch bedeutet, wird das Thema der kommenden Tage und Wochen sein. Wird er nun formell sein Amt antreten? Kann er das auch von Krankenbett aus? Kann ein Präsident ein 30-Millionen-Land regieren, ohne sprechen zu können? Wird nun eine unabhängige Ärztekommission vorgelassen, um zu entscheiden, ob Chávez vorläufig oder endgültig an der Amtsführung gehindert ist?

Seitdem vor zwei Wochen in Caracas Plakate aufgetaucht sind, die Nicolás Maduro und Diosdado Cabello, die zwei Antipoden in der sozialistischen Parteiführung, in herzlicher Umarmung abbilden, wird spekuliert, dass Neuwahlen vorbereitet würden. Ein Indiz dafür ist auch die vor zehn Tagen durchgeführte Abwertung der Landeswährung Bolívar. Diese bringt mehr Spielraum für den Finanzminister und eine mögliche Kampagne. Die Verfassung schreibt vor, dass bei einem Amtsverzicht des Präsidenten Neuwahlen innerhalb von 30 Tagen auszurufen seien.

Seit Wochen hält sich das Gerücht, dass  die Venezolaner in der „Semana santa“ zur Urne gerufen werden könnten. Der Grund für eine Wahl Ende März wäre jedoch kein religiöser, sondern ein machtpolitischer: Die Karwoche ist wie in allen Ländern des „Mundo latino“ auch in Venezuela Urlaubszeit – für all jene, die sich Ferien leisten können. Und das sind in der Regel nicht die Stammwähler der Regierung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2013)

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