Mediziner mit guten Kontakten zu den behandelnden Ärzten glaubt, der Präsident werde den Monat April nicht überleben. Der Präsident sei austherapiert, es gebe keine Möglichkeiten mehr, den Krebs zurückzudrängen.
Caracas/Ag. Venezuelas offizielle Regierungslinie will keinen Zweifel zulassen: Präsident Hugo Chávez gehe es den Umständen entsprechend gut. Via Twitter teilte der Staatschef, der erst vor Tagen nach über zweimonatigem Krankenhausaufenthalt aus Kuba zurückgekehrt ist, seinen Anhängern mit, die weitere Behandlung seiner Krebserkrankung werde in Venezuela stattfinden.
Ein in Florida lebender venezolanischer Mediziner, der über gute Kontakte zu den behandelnden Ärzten verfügt, sieht das anders: Er interpretiert die Rückkehr des Präsidenten nicht als positives, sondern im Gegenteil als schlechtes Zeichen. Der Präsident sei austherapiert, es gebe keine Möglichkeiten mehr, den Krebs zurückzudrängen, zitiert ihn die südamerikanische Agentur MercoPress: „Es gibt für ihn keine Behandlungsmöglichkeiten mehr, nur mehr Palliativmedizin“, sagte Rafael Marquina: „Ich freue mich, dass er wieder zu Hause ist und wünsche ihm das Allerbeste, aber Fakten sind nun mal Fakten.“
Mitte Jänner hat Marquina bereits gesagt, dass Chávez‘ Krebserkrankung immer weiter fortschreite, und der Präsident den April nicht überleben werde: „Die Form von Krebs, an dem er leidet, zählt zu den schmerzhaftesten.“ Während der vergangenen Wahlkampagne sei Chávez nur mit extrem starken Medikamenten auf den Beinen gehalten worden, meinte der Arzt.
Nachfolge wird vorbereitet
Venezuelas linkspopulistischer Präsident, der seit 1999 regiert, ist am 7. Oktober 2012 für eine weitere Amtszeit gewählt worden. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits drei Krebsoperationen hinter sich. Im Dezember begab er sich erneut nach Kuba, nach einer vierten Operation verschlechterte sich sein Gesundheitszustand zusehends. Hinter den Kulissen wird bereits seine Nachfolge vorbereitet.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2013)