Später Eklat nach Erdoğans Zionismus-Sager

Recep Tayyip Erdoğan
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Der türkische Premier hat am Mittwoch in Wien Zionismus mit Faschismus und Antisemitismus gleichgesetzt. Nun gehen international die Wogen hoch.

Wien/Ankara/W.s./Reuters. Der Besuch des neuen US-Außenministers John Kerry in der türkischen Hauptstadt Ankara war am Freitag von diplomatischen Unstimmigkeiten überschattet. Grund dafür war die Rede des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdoğan bei der Eröffnung des Forums der „Allianz der Zivilisationen“ in Wien am vergangenen Mittwoch. Wie „Die Presse“ berichtete, hatte Erdoğan dabei geklagt, dass Islamophobie ein Verbrechen sei, ebenso wie Faschismus und Antisemitismus, und sich dazu verstiegen, im selben Atemzug auch den Zionismus zu nennen. Die Übersetzung aus dem Türkischen war zunächst nicht ganz sauber zu verstehen gewesen. Das wörtliche Zitat Erdoğans lautete offenbar: „So wie das für Zionismus, Antisemitismus und Faschismus gilt, ist es unerlässlich, Islamophobie als Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu betrachten.“

Kritik des US-Außenministers

Erdoğan zog den Vergleich vor dem mit internationalen Gästen und Reportern gefüllten Festsaal der Hofburg. Vorn am Redner-Panel saßen Honoratioren wie UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, Spaniens Außenminister José Manuel Garcia-Margallo, Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer und Außenminister Michael Spindelegger. Unmittelbar ging aber niemand auf Erdoğans Zionismus-Sager ein.

Die Aufregung kam erst mit Verzögerung: Israel und die USA protestierten. Am Freitag kritisierte dann ein Sprecher des UN-Generalsekretärs die Äußerung Erdoğans als verletzend. Auch Österreichs Außenamt bezeichnete Erdoğans Vergleich als „völlig inakzeptabel“. US-Außenminister Kerry wollte am Freitag sein Befremden dem türkischen Premier persönlich übermitteln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2013)

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