Austro-Islamist droht Österreich mit Terror

AustroIslamist droht oesterreich Terror
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Mohamed Mahmoud, der sich vermutlich in Ägypten aufhält, spricht von Anschlägen auf Städte, Züge und Parlamente – und verbrennt seinen österreichischen Pass.

"So wie das Republiksiegel, auf das ihr so stolz seid, euer Kuffarsymbol (Anm.: Kuffar bedeutet Ungläubige), wird dieses Feuer eure Länder erreichen." Mit diesen Worten zündet Mohamed Mahmoud seinen österreichischen Reisepass an, den er zuvor schon in mehrere Teile zerrissen hat. In Tarnjacke, mit einem AK47-Sturmgewehr in der rechten Hand, steht er in einem Hinterhof und attackiert Österreich, seine alte Heimat, mit der er nichts mehr zu tun haben will. „Ab diesem Tag gehöre ich der österreichischen Nation nicht mehr an. Ich bin ein Muslim, ein Mudhschahid, und kein Angehöriger dieser aidsverseuchten Gesellschaft."

Das Video, das am Wochenende im Internet aufgetaucht ist, enthält - wie auch der "Kurier" berichtete - eine Drohung, wie sie der 27-jährige gebürtige Wiener bisher noch nie so offen ausgesprochen hat - dass der Terror nach Europa, nach Deutschland, nach Österreich getragen werden soll. Dass er vorhabe, „diesen Laizismus, diese Hunde zu vernichten und abzuschlachten", wie er es ausdrückt. Dazu werden Bilder von den Anschlägen auf das World Trade Center vom 11. September 2001 gezeigt - und danach Bilder einer gotischen Kathedrale, vermutlich des Kölner Doms. Und sollte er sterben, sagt er, „werden die nächsten kommen, die dieses Feuer in eure Städte, Züge, Straßen, Häuser und Parlamente" tragen.

Bildung einer Terrorgruppe. Dass Mohamed Mahmoud extremistisches Gedankengut pflegt, ist nicht neu. Er saß wegen Bildung und Förderung einer terroristischen Vereinigung vier Jahre in Haft. Als „Austro-Islamist" war er im März 2008 - und nach Aufhebung des Urteils wegen eines Formfehlers erneut im Februar 2009 - unter anderem wegen Drohvideos gegen Österreich und Deutschland verurteilt worden. Nach Verbüßung der vollen Strafe veröffentlichte er weitere Videos - unter dem Pseudonym Abu Usama al-Gharib.

Weil er sich in Österreich aber zunehmend verfolgt fühlte, zog er im Herbst 2011 nach Deutschland. In Berlin fand er mit Größen der salafistischen Szene zusammen. Aber auch dort hielt es ihn nicht lang - er zog weiter nach Solingen, predigte dort in der Millatu-Ibrahim-Moschee. Als er schließlich in einem Video zum Sturm auf den Vatikan aufrief („Wir werden Rom erobern. Und dann wird der Petersplatz, oder wie das heißt, das wird inshallah der Platz der Konvertierung sein."), platzte dem hessischen Innenminister Boris Rhein der Kragen - er verwies den Wiener des Landes. Weil er „mit erheblicher Intensität zu Gewalttaten aufruft" und die „öffentliche Sicherheit und Ordnung in Deutschland gefährdet". Von einer Abschiebung nach Österreich innerhalb eines Monats war die Rede. Der kam Mahmoud allerdings zuvor - und setzte sich nach Kairo ab. Dort dürfte er sich nach wie vor aufhalten. Und aus Ägypten dürfte er auch sein aktuellstes Video ins Netz gestellt haben.

Hass auf den Westen

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„Wir sagen uns los von euren verdorbenen Gesetzen, Ideologien, Verfassung und Prinzipien", sagt er da. „Wir sagen uns los von euren verfaulten Regierungen, Gerichten, Slogans und Flaggen." Wir, das bedeutet die Umma, die Gemeinschaft der Muslime. „Ich wurde geboren als Muslim von zwei muslimischen Eltern. Er habe „mit der österreichischen Kultur und mit der österreichischen Mentalität" nichts am Hut. „Vielmehr ist zwischen mir und denen in Österreich, Deutschland, der EU und Amerika, Feindschaft und Hass."

Im Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) sei man laufend auf Mohamed Mahmoud aufmerksam gewesen, sagt Karlheinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums. Man kenne auch seinen jetzigen Aufenthaltsort. Im aktuellen Video sieht er jedoch „keinen Anlass zu großer Sorge". Denn die Drohungen seien nur allgemein formuliert. Zudem ist es nicht das erste Video des Extremisten. Tatsächlich verbreitet er auch von seiner neuen Heimat aus regelmäßig welche. Immer wieder ist die Rede davon, dass man Menschen mit Gewalt zum Islam bekehren müsse.
Es ist ein Buhlen um Aufmerksamkeit, das medial immer wieder durch Berichterstattung „belohnt" wird.
Vor allem dann, wenn der Auftritt besonders wütend, die Drohungen besonders hart sind.



Zuletzt tauchten sogar Gerüchte auf, dass Mahmoud hinter mehreren Anschlägen, etwa dem missglückten Attentat auf den Bonner Bahnhof, stecken könnte. Und dass er mit gewaltbereiten Vertretern der salafistischen Szene in Kontakt steht. Der Salafismus, eine ultrakonservative Strömung innerhalb des Islams, hat zuletzt in Europa einigen Zulauf erhalten. Vor allem mit Internetpropaganda und Missionierung versuchen die Salafisten, Jugendliche zu rekrutieren - sie stecken auch hinter der kostenlosen Verteilung von Exemplaren des Koran in Deutschland und Österreich.

Glaubt man Mahmouds Aussagen im Video, ist es unwahrscheinlich, dass er nach Österreich zurückkehrt. Allerdings: Österreicher ist er nach wie vor. Das Zerreißen und Verbrennen seines Passes ändert daran nichts. Die Staatsbürgerschaft verliert man laut Innenministerium nur, wenn man schriftlich darauf verzichtet und gleichzeitig die eines anderen Landes annimmt. Strafrechtlich ist die Zerstörung des Passes auch unbedenklich, heißt es aus dem Justizministerium. Eine Urkundenunterdrückung liegt nicht vor, allenfalls könnte ein Vergehen nach §248 Strafgesetzbuch, Herabwürdigung des Staates und seiner Symbole geprüft werden, wobei der Pass im Unterschied zur gehissten Fahne aber nicht zu Letzteren zählt. Doch derlei rechtliche Implikationen dürften den Islamisten nicht sehr interessieren. Sein Weltbild ist ein eher martialisches. „Entweder ich schlage ihre Köpfe ab oder Allah holt mich zu sich", ruft er im aktuellen Video. „Ich bitte Allah, mich als Mudschahid sterben zu lassen."

Zur Person

Geburt: Mohamed Mahmoud wurde am 18. Juni 1985 als Sohn ägyptischer Eltern in Wien geboren. Sein Vater war in seinem Herkunftsland Mitglied der damals noch verbotenen Muslimbruderschaft – auch in Wien war er als Prediger tätig.
Islamische Jugend: 2005 gründete Mohamed Mahmoud eine eigene Jugendorganisation und rief unter anderem zum Boykott von Wahlen auf. Die Islamische Glaubensgemeinschaft erkannte die Organisation nie an und ging auf Distanz.
Drohvideos: Als 2007 Videos auftauchten, in denen Österreich und Deutschland bedroht wurden, nannte er sich in einem ORF-Report (verdeckt) Mitglied der Global Islamic Media Front, die hinter den Videos steckte.
Verhaftung: Im September 2007 wurden er und seine damalige Lebensgefährtin verhaftet. Ein Gericht verurteilte ihn zu vier Jahren Haft wegen Bildung und Förderung einer terroristischen Vereinigung. Nach Absitzen der Strafe emigrierte er nach Deutschland, als ihm dort die Ausweisung drohte, setzte er sich nach Ägypten ab.

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