"Grillini" stimmten trotz einer Anordnung zur Wahlenthaltung für den neuen Senatspräsidenten.
Rom/Ag. Gerade erst hatte sich das italienische Parlament nach mehreren, mühsamen Wahlrunden auf seine Vorsitzenden geeinigt. Und schon gingen am Wochenende die heftigen Polit-Streitereien in die nächste Runde.
Für Aufsehen sorgte vor allem Ex-Komiker Beppe Grillo. Er drohte via Internet, all jene „Grillini“ aus der Bewegung auszuschließen, die Ex-Mafiajäger Pietro Grasso zum Vorsitzenden des Senats gewählt hatten. Der Ex-Staatsanwalt und Mitglied der Mitte-links-Partei war Samstagabend nur dank der Stimmen von Grillos Abgeordneten gewählt worden, da die Linksdemokraten im Oberhaus keine Mehrheit haben. „Sie hatten die Anweisung, einen leeren Wahlzettel abzugeben“, polterte gestern Grillo.
Keine Regierung in Sicht
Zur Präsidentin der Abgeordnetenkammer wurde Laura Boldrini gewählt. Die ehemalige Sprecherin des Flüchtlingshilfswerks UNHCR ist ebenfalls Mitglied der Linksdemokraten, die im Unterhaus die meisten Sitze haben. Silvio Berlusconis Rechtsblock hatte sich geweigert, für die beiden linken Kandidaten zu stimmen. Angesichts des zunehmend vergifteten und polarisierten Polit-Klimas gestaltet sich eine Regierungsbildung immer schwieriger. Am Mittwoch will Staatspräsident Napolitano mit den Parteien über eine Regierung beraten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2013)