Was aus Saddam Husseins früheren Getreuen wurde

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Köpfe des Regimes: Izzat Ibrahim, einst Nummer Zwei, arbeitet im Untergrund. Tarek Aziz sitzt in der Todeszelle.

Es war, als tauche ein Gespenst aus längst vergangenen Zeiten wieder auf. In seiner alten olivgrünen Militäruniform saß Izzat Ibrahim al-Douri an einem braunen Tisch und verlas mit ernster Miene eine Rede. Umringt war er von anderen Uniformierten, mit denen er zuvor eine Besprechung abgehalten hatte – so als würden er und Saddam Husseins Baath-Partei nach wie vor den Irak regieren. Das Video, das vor einigen Wochen im Internet aufgetaucht ist, ist die bisher letzte Botschaft der einstigen Nummer Zwei des irakischen Regimes. Izzat Ibrahim ruft darin dazu auf, die Regierung in Bagdad zu stürzen.

Saddams früherer Stellvertreter ist das höchstrangige Mitglied aus dem engsten Führungskreis, das nach wie vor in Freiheit ist. Nach dem US-Einmarsch vor zehn Jahren tauchte Izzat Ibrahim unter. Er befinde sich mit Getreuen in der Provinz Babil, unmittelbar südlich von Bagdad, behauptet er im Video. Ob er sich aber tatsächlich noch im Irak aufhält, ist unklar.

„Tarek Aziz ist schwer krank“

Izzat Ibrahim hatte Glück, nicht gefasst zu werden. Saddams Söhne Udai und Qusai starben im Juli 2003 bei einer US-Militäraktion. Der Machthaber selbst, sein Vizepräsident Taha Yasin Ramadan, Ali Hasan al-Majid, der für die von ihm befohlenen Giftgasangriffe auf die Kurden den Beinamen „Chemie-Ali“ trug – sie und andere Regimegrößen wurden gefangen genommen, wegen Völkermordes und anderer Verbrechen zum Tod verurteilt und hingerichtet.

Tarek Aziz, Saddams einstiger enger Vertrauter, sitzt nach wie vor in der Todeszelle. „Das Urteil gegen ihn ist ungerecht und fehlerhaft“, klagt sein Anwalt Badie Arief im Gespräch mit der „Presse“. Wegen schwerwiegender Verfahrensmängel habe er nun erneut Berufung beim irakischen Höchstgericht eingelegt, sagt der Anwalt. Zuletzt hat er Aziz vor einem Monat im Gefängnis getroffen. „Er ist ein schwer kranker Mann“, meint Arief. „Ich hoffe, dass meine Berufung durchgeht, bevor er stirbt.“

Mit seinen diplomatischen Auslandsreisen hat der Christ Aziz auch in Europa Bekanntheit erlangt. Der freundlich wirkende, ältere Herr versuchte, Saddams Regime nach außen ein „sympathisches“ Gesicht zu verleihen. Davon zehrt er persönlich noch heute: Sowohl Russland als auch das EU-Parlament verlangten, dass das Todesurteil nicht vollstreckt wird.

Auch Mohammed as-Sahaf fungierte als Sprachrohr des Saddam-Regimes – so ernst genommen wie Tarek Aziz wurde er freilich nicht. Als irakischer Informationsminister hatte Mohammed as-Sahaf versucht, während der US-Invasion internationalen Journalisten die irakische Version der Dinge zu verkaufen. Dass die Reporter ihn „Comical-Ali“ tauften, zeigte, dass ihm das nicht wirklich gelang. Der Minister behauptete etwa noch, der US-Angriff sei abgewehrt, als schon US-Panzer durch Bagdad rollten. Nach kurzer Haft wurde er von den Amerikanern freigelassen und zog in die Vereinigten Arabischen Emirate.

Auf einen Blick

Tarek Aziz war viele Jahre lang ein enger Vertrauter des irakischen Diktators Saddam Hussein. Der Christ arbeitete für das Regime als Außenminister und Berater Saddams. Aziz wurde im Irak zu mehrjährigen Haftstrafen und zum Tod verurteilt. Er wartet auf seine Hinrichtung. [AP, EPA]

Izzat Ibrahim al-Douri war Saddam Husseins Stellvertreter und damit die Nummer Zwei des Regimes. Nach dem Einmarsch der Amerikaner tauchte er ab. Mehrmals war er bereits für tot erklärt worden, doch erst von einigen Wochen meldete er sich erneut aus dem Untergrund mit einem Video, das im Internet verbreitet wurde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2013)

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