Mitglieder der alawitischen Religionsgruppe stellen sich gegen ihren Glaubensbruder, Diktator Assad. Indes schlugen mehrere von den Rebellen abgefeuerte Granaten im Zentrum von Damaskus ein.
In einem symbolträchtigen Schritt haben Mitglieder der alawitischen Religionsgruppe zum Sturz ihres Glaubensbruders, dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad, aufgerufen. Ihren Appell richteten sie am Sonntag gezielt an das syrische Militär, dessen Offizierskorps von Alawiten dominiert wird und deshalb als eine Säule von Assads Machtapparat gilt.
"Wir rufen unsere Brüder in der syrischen Armee auf, speziell die Mitglieder unserer Gemeinschaft, nicht die Waffen gegen ihr Volk zu erheben und den Eintritt in die Armee zu verweigern", hieß es in der Erklärung, die auf einem Oppositionstreffen in Kairo verlesen wurde. Es war das erste Mal, dass Alawiten in dieser Form zusammenkamen.
Alawiten machen etwa zehn Prozent der Bevölkerung Syriens aus. Die Gruppe ist eine Abspaltung vom schiitischen Islam. Assads Familie beherrscht das Land seit Jahrzehnten und hat zahlreiche Schlüsselposten mit Alawiten besetzt. Der seit zwei Jahren anhaltende Aufstand in Syrien wird überwiegend von Sunniten getragen, die sich von der alawitischen Minderheit unterdrückt fühlen.
Granaten treffen Zentrum von Damaskus
Schwere Explosionen haben unterdessen am Montag das Zentrum der syrischen Hauptstadt Damaskus erschüttert. Rebellen beschossen mit Mörsern ein Gebiet im Umkreis von einem Kilometer um die Residenz von Assad, wie Anrainer und Sicherheitskreise berichteten. Die Armee reagierte mit Artillerie-Feuer. Es waren die schwersten Kämpfe in der Innenstadt von Damaskus seit Ausbruch des Bürgerkrieges vor zwei Jahren.
Die Granaten trafen Sicherheitskreisen zufolge eine belebte Kreuzung, in deren Umgebung auch das Hauptquartier der syrischen Armee und die staatlichen Fernsehsender liegen.
Das Staatsfernsehen berichtet zudem von Dutzenden Toten nach einem Angriff auf das Opernhaus, das in direkter Nachbarschaft zur Zentrale von Assads Baath-Partei und zum Geheimdienstes liegt. Andauernde Kämpfe in Damaskus könnten erneut Tausende zur Flucht in die Nachbarländer zwingen, insbesondere in den Libanon, wo bereits 370.000 Syrer Zuflucht gesucht haben.
Regime will zehn Flugzeuge kaufen
Die Regierung kündigte Montagvormittag den Kauf von zehn Flugzeugen aus der Ukraine im Wert von 370 Millionen US-Dollar an. Die regierungsamtliche Tageszeitung "Al-Thawra" meldete unter Berufung auf Transportminister Mahmud Said, zunächst sollten vier "Antonow"-Flugzeuge für 124 Millionen US-Dollar (ca. 95 Millionen Euro) geliefert werden. Die restlichen sechs Maschinen sollten später folgen.
Oppositionelle behaupteten, von dem Vertrag solle der als korrupt bekannte Geschäftsmann Rami Machluf profitieren, ein Cousin von Assad. Sie warfen die Frage auf, weshalb die Regierung in Kriegszeiten, wo auf den zivilen Flughäfen aus Sicherheitsgründen kaum noch Maschinen starten und landen, neue Flugzeuge bestellt.
(APA/Reuters)