Ex-Rebellenchef Ntaganda weist alle Vorwürfe zurück

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Dem einstigen Warlord Ntaganda werden schwere Verbrechen im Kongo zur Last gelegt.

Wien/Den haag/Ag/Dab. „Ich bin unschuldig.“ Der kongolesische Ex-Rebellenchef Bosco Ntaganda hat am Dienstag bei der Voranhörung vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag seine Unschuld beteuert. Dem 39-Jährigen werden Kriegsverbrechen während des Bürgerkrieges im Kongo von 2002 bis 2003 vorgeworfen.

Die Anschuldigungen: Ntaganda soll unter anderem am Mord an 800 Dorfbewohnern, an der Rekrutierung von Kindersoldaten und der sexuellen Versklavung von Mädchen beteiligt gewesen sein. Der per Haftbefehl gesuchte Ntaganda hatte sich erst vergangene Woche in Ruanda gestellt und war nach Den Haag ausgeliefert worden. Am 23. September wird entschieden, ob die Beweise für einen Prozess gegen Ntaganda reichen.

Der „Terminator“ im Ostkongo

Der Aufstieg des Rebellenführers begann während des ruandischen Völkermordes von 1994. Damals wurden bis zu 800.000 Menschen, hauptsächlich Angehörige der Tutsi-Volksgruppe, von Hutu-Milizen massakriert. Ntagada, ein Tutsi, schloss sich der „Ruandischen Patriotischen Front“ und half, die Hutu-Milizen in den Kongo zu vertreiben. Der Rebellenchef, der sich selbst „Terminator“ nennt, stieg zum Warlord im Ostkongo auf.

2006 wurde Ntagada zur rechten Hand des desertierten, kongolesischen Generals Laurent Nkunda. Dessen Rebellenarmee sicherte Ruanda den Zugang zum wertvollen Bodenschatz Koltan. Auf Druck Washingtons ließ Ruanda Nkunda fallen. Ntaganda wurde dessen Nachfolger und schloss mit der kongolesischen Regierung Frieden. Als Belohnung wurde Ntaganda zum kongolesischen General ernannt. Doch 2012 desertierte er und gründete die Rebellengruppe M23. Die kongolesische Armee gewann die Kämpfe mit M23 und Ntaganda floh nach Ruanda. Um vor der internationalen Gemeinschaft sein Gesicht zu wahren, blieb Ruandas Präsidenten Paul Kagame nur ein Schritt übrig: Er lieferte Ntaganda aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2013)

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Der Anführer der Bewegung M23 gab in Ruanda auf. Damit ist der Weg für eine Anklage und einen Prozess frei. Ihm werden Kriegsverbrechen vorgeworfen.

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