Die Tarnkappenbomber vom Typ B-2 sollen als "Abschreckung" gegenüber Nordkorea dienen. Die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea haben zuletzt zugenommen.
Der Atomstreit zwischen den USA und Nordkorea erreicht die nächste Stufe: Wie am Donnerstag bekannt wurde, flogen zwei amerikanischen Tarnkappenbomber vom Typ B-2 Spirit vom Luftwaffenstützpunkt Whiteman im US-Bundesstaat Missouri nach Südkorea, um dort an den jährlichen Militärübungen mit dem asiatischen Land teilzunehmen.
Über dem militärischen Testgelände warfen sie dann Munitionsattrappen ab, wie die US-Armee mitteilte. Die Flüge sollten demnach der "Abschreckung" dienen. Die Übung zeige "die Fähigkeit der USA, schnell und nach Belieben zielgenaue Langstreckenangriffe zu fliegen".
Die USA entsenden zwei atomwaffenfähige Tarnkappenbomber des Typs B-2 nach Südkorea. Erstmals kamen die als "unsichtbare Wunderwaffe" geltenden Kampfflieger 1999 gegen Serbien zum Einsatz. (c) AP (RICHARD SENNOTT) Der als Nurflügler - ein Flugzeug ohne separates Höhenruder - ausgelegte B-2 gilt als teuerstes Kampfflugzeug der Welt. Der Stückpreis liegt bei über zwei Milliarden Dollar. (c) EPA (Lance Cheung) Die einem großen Bumerang oder Rochen ähnelnde Maschine kann eine Bombenlast von 20 Tonnen nahezu 10.000 Kilometer weit transportieren. (c) REUTERS (YONHAP) Das Radar-Echo von Tarnkappenbombern ist außerordentlich schwach ist. Daher sind sie auf Radarschirmen kaum zu entdecken - und quasi "unsichtbar". (c) AP (Anonymous) Der B-2 ist besonders raffiniert konstruiert: Seine extrem flache Form ohne Seitenleitwerk bietet wenig Auffangfläche für die Radarstrahlen. (c) REUTERS (YONHAP) Die Oberfläche des B-2 besteht aus kohlefaserverstärktem Epoxitharz. Dadurch kann er Radar-Strahlen ablenken. Die Folge: Sie schwächen sich gegenseitig. Manchmal geht es so weit, dass sie sich sogar gegenseitig auslöschen. (c) REUTERS (YONHAP) Der 90-prozentige Anteil von Verbundwerkstoffen auf der Flugzeughaut sorgt zudem dafür, dass die Strahlenreflexion äußerst schwach ausfällt. (c) AP (Phc Todd Cichonowicz) Damit der Tarnkappenbomber nicht via Infrarotdetektoren ausfindig gemacht werden kann, werden die Abgase des B-2 von Außenluft stark abgekühlt. (c) AP Die ''unsichtbare Wunderwaffe'' Hintergrund für die jüngsten Spannungen ist der mittlerweile dritte Atomtest Pjöngjangs, auf den die UNO mit verschärften Sanktionen reagierte. Nordkorea zeigte sich außerdem empört über gemeinsame Militärmanöver Südkoreas und der USA und die Vereinbarung der beiden Länder über eine verstärkte militärische Zusammenarbeit.
Erst vor wenigen Tagen verpflichtete sich die US-Regierung, Südkorea selbst bei kleineren Provokationen militärisch beizustehen. In einem Telefonat mit seinem südkoreanischen Kollegen Kim Kwan-jin bekräftigte US-Verteidigungsminister Chuck Hagel am Mittwoch das Versprechen.
Nordkorea lässt Südkoreaner weiter einreisen Trotz der wachsenden Spannungen lässt Nordkorea weiter Pendler aus dem Nachbarland einreisen. Tag für Tag kommen hunderte Südkoreaner zum Arbeiten in den gemeinsamen Industriepark in der nordkoreanischen Grenzstadt Kaesong. Rund 400 Südkoreaner hätten am Donnerstagvormittag ohne größere Probleme die Grenze überschreiten können, sagte eine Sprecherin des Vereinigungsministeriums in Seoul.
Die Industriezone liegt auf nordkoreanischem Gebiet. 123 südkoreanische Firmen beschäftigen dort rund 50.000 nordkoreanische Mitarbeiter. Die Zone generiert rund zwei Milliarden Dollar an grenzüberschreitendem Handel. Sie ist eine der wenigen Möglichkeiten für das international abgeschottete Land, an US-Devisen zu gelangen.
Noch unter der Herrschaft Kim Il-sungs startet Nordkorea sein Atomprogramm. 1979 beginnt es mit Hilfe Moskaus mit dem Bau eines Reaktors in der Anlage von Yongbyon. (c) EPA (-) Die US-Regierung unter Bill Clinton schließt 1994 ein Abkommen mit Pjönjang. Nordkorea verpflichtet sich, sein Atomprogram zu stoppen, und erhält dafür von den USA Hilfslieferungen. (c) REUTERS (LEE JAE-WON) Nordkorea kündigt 2002 an, den Reaktor Yongbyon wieder hochzufahren. 2003 tritt das Land aus dem Atomwaffensperrvertrag aus. Zwei Jahre später verkündet es, Nuklearwaffen zu besitzen. Kurz darauf verspricht es dem US-Diplomaten Chris Hill und Vertretern anderer Staaten erneut das Ende des A-Programms. (c) AP Im Oktober 2006 zündet Nordkorea seinen ersten Atomsprengsatz und sorgt damit international für Empörung. Einige internationale Experten bezweifeln später jedoch, ob der Test erfolgreich war. (c) REUTERS (LEE JAE-WON) Bei den "Sechser-Gesprächen" erzielen Hill und seine Kollegen 2007 ein Abkommen. Nordkorea sagt die Schließung von Yongbyon zu und sprengt 2008 den Kühlturm des Reaktors. (c) AP (Gao Haorong) Am 5. April 2009 startet Nordkorea eine mehrstufige Rakete mit großer Reichweite. Pjönjang behauptet, mit der Rakete einen Kommunikationssatelliten ins All geschossen zu haben. (c) EPA (KCNA / HANDOUT) Viele westliche Länder sehen in dem Raketenstart einen Test für Atomwaffenträgersysteme. Der UN-Sicherheitsrat verurteilt den Test. Nordkorea reagiert empört und kündigt die Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde auf. Die internationalen Beobachter müssen das Land verlassen. (c) EPA (Digital Globe - Handout) Nordkoreas Außenminister kündigt am 25. April 2009 an, man werde erneut mit Arbeiten in den Nuklearanlagenbeginnen. Aus den internationalen Atomgesprächen war Nordkorea zuvor ausgestiegen. (c) REUTERS (KIM HONG-JI) Nordkoreas Armee zündet am 25. Mai 2009 nach eigenen Angaben in Kilju einen weiteren Atomsprengsatz. Die USA, Russland, China und eine Reihe anderer Staaten verurteilen den Test. (c) REUTERS (KIM HONG-JI) Im November 2010 informiert der US-Sonderbeauftragte Stephen Bosworth, dass Nordkorea eine neue Atomanlage errichtet haben soll. Bosworth spricht von einer "Provokation". (c) AP 2011 kommt eine Expertengruppe zu dem Schluss, dass Nordkorea weiter entwickelte Atomanlagen haben muss als bisher bekannt. Nach UNO-Angaben exportiert das Regime Atomraketen in den Iran und andere Krisengebiete. Im Juli und im Oktober treffen sich Vertreter der USA und Nordkoreas wieder zu Gesprächen über das Atomprogramm. (c) AP Im Dezember 2011 stirbt Nordkoreas Herrscher Kim Jong-il. Sein Sohn, Kim Jong-un übernimmt die Führung des Landes. Im Februar 2012 treffen schließlich Unterhändler zwischen den USA und Nordkorea zusammen. In der Folge soll Nordkorea einem Atom- und Raketentest-Moratorium zugestimmt haben, das auch den Rückkehr von UN-Inspektoren in das abgeschottete Land beinhaltet. (c) EPA (KCNA) Kurz darauf, am 16. März 2012, verkündete Nordkorea den Start eines Satelliten ins All. Westliche Staaten vermuten hinter der Aktion einen Langstreckenraketentest. Die Trägerrakete wird am 13. April abgefeuert, zerbricht aber kurz nach dem Start und stürzt ins Meer. (c) AP ( ) Im Dezember 2012 startet Nordkorea zum zweiten Mal in diesem Jahr eine mehrstufige Unha-3-Rakete - nach eigenen Angaben diesmal erfolgreich. Während das Regime erneut von einem Satellitenstart spricht, sehen die USA, Südkorea, Japan und andere Staaten darin den verschleierten Test einer Interkontinentalrakete. Die EU erwägt neue Sanktionen. (c) REUTERS (KCNA) Im Jänner 2013 verurteilt der UN-Sicherheitsrat in New York den Raketenstart vom Dezember und beschließt, die Sanktionen gegen das Regime zu verschärfen. Die chinesische Führung stimmte diesmal im UN-Sicherheitsrat gegen Nordkorea. Auch China, das bisher stets die schützende Hand über seinen Nachbarn gehalten hat, stimmt gegen Pjöngjang. Nordkorea schäumt und droht damit, sein Atomwaffenarsenal zu vergrößern und die Verhandlungen über sein Atomprogramm zu beenden. (c) AP (Anonymous) Am 12. Februar wird aus den Drohungen Wirklichkeit: Der dritte Nukleartest sei "erfolgreich" gewesen, berichten nordkoreanische Staatsmedien. Ein Sprecher des südkoreanischen Verteidigungsministeriums bestätigt, dass im Nordosten Nordkoreas Erdstöße registriert worden seien, die auf einen unterirdischen Nukleartest hinweisen. (c) REUTERS (Toru Hanai) Im März folgt die nächste Drohung: Der UN-Sicherheitsrat beschließt eine Verschärfung der Sanktionen gegen Nordkorea. Das autoritäre Regime tobt und droht mit einem "präventiven" Atomangriff. Zudem kündigt es den Nichtangriffspakt mit Südkorea auf und hebt das "Rote Telefon" - eine direkte Kommunikationsleitung zu Südkorea - nicht mehr ab. (c) REUTERS (KIM HONG-JI) Die USA entsenden am 28. März zwei Tarnkappenbomber des Typs B-2. Sie flogen nach Südkorea, um dort an den jährlichen Militärübungen mit dem asiatischen Land teilzunehmen. Pjöngjang ist empört: Tags darauf beruft Kim Jong-un ein Dringlichkeitstreffen mit Spitzen der Armee ein und befiehlt, die Raketen für mögliche Angriffe in Bereitschaft zu versetzen. (c) EPA (KCNA) Nordkorea verkündet am 30. März, sich mit seinem Nachbarland nun offiziell im "Kriegszustand" zu befinden. Weiters will das Regime von Kim Jong-un eine abgeschaltete Atomanlage wieder in Betrieb nehmen. Vier Tage später blockiert Pjöngjang den gemeinsam betriebenen Industriekomplex Kaesong. Seoul befürchtet Versorgungsprobleme und will "alle Möglichkeiten" prüfen, um seine Landsleute notfalls militärisch zu befreien. (c) REUTERS (LEE JAE-WON) Der Atomstreit mit Nordkorea (APA/AFP)
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