Die sieben Leben des Hamas-Führers Khaled Mashal

Hamas Fuehrer Khaled Mashal
Hamas Fuehrer Khaled Mashal(c) EPA (Str)
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Vor 16 Jahren entkam er nur knapp einem Mordanschlag, den Israels Premier Netanjahu angeordnet hatte. Nun wurde Khaled Mashal als Hamas-Politbürochef bestätigt, obwohl er mittlerweile als relativ gemäßigt gilt.

Jerusalem. Der islamistische Exilpolitiker Khaled Mashal bleibt Chef des Hamas-Politbüros. Mashal, der vor einem Jahr aus Damaskus nach Doha umgesiedelt war, ist damit zum dritten Mal in seinem Amt bestätigt worden. Ihm zur Seite stehen Ismail Haniyeh, Chef der Hamas im Gazastreifen, und Mussa Abu Marsuk, die Nummer zwei der Bewegung. Die streng geheim gehaltene Wahl wird vom Majlis al-Shura, dem Shura-Rat der Hamas, entschieden, in dem Vertreter der Häftlinge sitzen sowie Hamas-Funktionäre aus Gaza, dem Westjordanland und aus dem Exil.

Mashals zentrale Mission ist die Versöhnung mit der Fatah von Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas. Einst hatte er den blutigen Zwist selbst vorangetrieben. Auf sein Geheiß war in den Palästinensergebieten eine zweite Armee gegründet worden. Doch nun gibt er sich kompromissbereiter. Einigen seiner ideologischen Verbündeten im Gazastreifen ging der 56-jährige Physiker sogar zu weit bei den Verhandlungen mit der moderaten Fatah.

Seine innerhalb der Islamisten heute relativ gemäßigte Haltung dürfte auch Grund für die Rückendeckung aus Kairo und Doha gewesen sein. Katar und Ägypten drängten zur Wiederwahl des Chefs im Politbüro, der vor einigen Monaten noch sein Amt aufgeben wollte. Inzwischen spricht Mashal offen über Ambitionen auf den Chefstuhl der PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation). Bei möglicherweise noch heuer stattfindenden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen will er hingegen nicht kandidieren.

Mashal übernahm die Führung der Hamas, nachdem die Israelis seine Vorgänger Scheich Achmed Jassin und Abdel Asis Rantissi getötet hatten. Er selbst war 1997 einem von Israels damaligem Regierungschef, Benjamin Netanjahu, in Auftrag gegebenen Attentat knapp entkommen.

Schwieriger als von der Hamas erwartet zeigt sich das Verhältnis zum Nachbarn Ägypten. Die neue islamistische Regierung in Kairo verfolgt keine grundsätzlich andere Politik den Palästinensern gegenüber als Ex-Diktator Mubarak. Der Grenzverkehr bleibt für die Menschen mühsam; ägyptische Sicherheitskräfte sprengten zahlreiche Schmugglertunnel. Außerdem reduzierte Ägypten subventionierte Benzinlieferungen nach Gaza.

Mashal scheint der diplomatische Balanceakt in der Region dennoch recht gut zu gelingen. Anfang letzten Jahres verlegte er nach zwölf Jahren Exil in Damaskus aus Protest gegen Syriens Präsident Assad seine Zelte nach Katar. Die Regierung in Doha empfing ihn mit offenen Armen.

Rückendeckung aus der Türkei

Für ein Aufwärmen der Beziehungen mit Kairo sorgte der Hamas-Chef vergangenen November, als er entgegen radikalerer Stimmen in Gaza einem unter ägyptischer Vermittlung ausgehandelten Waffenstillstand mit Israel zustimmte. Einen weiteren guten Freund weiß Mashal in der Türkei, wo man ebenfalls auf ihn einwirkte, weiter im Amt zu bleiben. Der türkische Regierungschef, Recep Tayyip Erdoğan, kündigte bereits für Mitte April seinen Besuch im Gazastreifen an, um dort mit Ismail Haniyeh zusammenzutreffen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2013)

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