Patriotische Abschiedshymne für Englands „Eiserne Lady“

Abschiedshymne Margaret Thatcher
Abschiedshymne Margaret Thatcher(c) EPA (KERIM OKTEN)
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Die britische Ex-Premierministerin Margaret Thatcher wurde am Mittwoch in London zu Grabe getragen. Queen nahm an der Trauerfeier teil.

London. Angeführt von Queen Elizabeth II. hat Großbritannien gestern von seiner früheren Premierministerin Margaret Thatcher Abschied genommen. Der Bischof von London, Richard Chartres, sagte unter Anspielung auf das umstrittene politische Wirken der „Iron Lady“: „Nach dem Sturm eines Lebens, das in der Hitze der politischen Auseinandersetzung geführt wurde, herrscht nun große Ruhe. Wie sie hier liegt, ist sie eine von uns, unterworfen dem unausweichlichen Schicksal aller Lebewesen.“ Thatcher regierte Großbritannien mit harter Hand von 1979 bis 1990 und war am 8. April im Alter von 87 Jahren gestorben.

In Anerkennung ihres Wirkens hatte das britische Königshaus seine Zustimmung zu einem „ceremonial funeral“ mit militärischen Ehren, der zweithöchsten Stufe eines öffentlichen Begräbnisses, gegeben. Erstmals seit dem Tod von Kriegspremier Winston Churchill 1965 nahm die Queen an der Beerdigung eines der bisher zwölf Regierungschefs, die ihr bereits gedient haben, teil. Ebenfalls erstmals seit der Beisetzung Churchills schwiegen für die Dauer der Trauerfeierlichkeiten die Glocken des Big Ben, des wohl berühmtesten Uhrturms der Welt.

An dem Abschiedsgottesdienst für Thatcher in der St Paul's Cathedral nahmen 2300 geladene Gäste teil, darunter Vertreter aus 170 Staaten, wobei für Österreich Außenminister Michael Spindelegger nach London gekommen war. Die Delegation der USA führten Ex-Vizepräsident Dick Cheney und der frühere Außenminister James Baker an. Der letzte sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow, dessen Bedeutung Thatcher früher als alle anderen erkannt hatte, musste aus Gesundheitsgründen seine Teilnahme absagen. Das gesamte britische Kabinett sowie die beiden einstigen Labour-Premiers Tony Blair und Gordon Brown nahmen an der Trauerfeier teil.

Vereinzelte Protestrufe

Die Überführung des Sarges von Thatcher aus dem Regierungsviertel Westminster nach St. Paul's, wobei das letzte Stück des Weges mit einer Pferdekutsche zurückgelegt wurde, sowie die Trauerfeier waren von einem massiven Aufgebot an Sicherheitskräften begleitet. Nach dem Anschlag von Boston waren die Vorkehrungen nochmals verschärft worden. Aus der Menge der Passanten, die sich entlang der Route zu einem Abschiedsgruß an die erste weibliche Premierministerin Großbritanniens versammelt hatten, waren einzelne Protestrufe zu hören. Zu Zwischenfällen kam es aber nicht.

„Was für ein mutiges Statement“

Thatcher selbst hatte den Ablauf ihrer Trauerfeier über Jahre bis ins Detail geplant, einschließlich der Liedfolge. Die Trauerfeier endete mit der patriotischen Hymne „I Vow to Thee, My Country“ („Ich gelobe dir, mein Land“), dann wurde ihr Leichnam in den Westen Londons an das Royal Hospital in Chelsea überstellt, wo Thatcher neben ihrem vor zehn Jahren verstorbenen Mann Denis ihre letzte Ruhestätte finden wird.

Premier David Cameron sprach von einem „passenden Tribut an eine große Premierministerin, die weltweiten Respekt genießt“. Seine Frau Samantha zollte der Verstorbenen mit einer Bluse im Stil Thatchers Tribut. Das Outfit machte auf Social-Media-Kanälen umgehend solche Furore wie zuletzt der Auftritt von Pippa Middleton bei der Hochzeit ihrer Schwester Kate mit Prinz William vor knapp zwei Jahren. Die Modekritikerin des nicht gerade Cameron-freundlichen „Guardian“, Jess Cartner Morley, lobte: „Was für ein mutiges Statement.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2013)

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