Italien: Hektische Verhandlungen vor Präsidentenwahl

Italien Hektische Verhandlungen Praesidentenwahl
Italien Hektische Verhandlungen Praesidentenwahl(c) EPA (ALESSANDRO DI MEO)
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Mitte-Links-Chef Bersani soll Gespräche mit dem Mitte-rechts-Block um Berlusconi führen. Sein Ziel: Ex-Premier Amato in den Quirinal zu hieven.

Einen Tag vor Beginn der italienischen Präsidentenwahl sind in Rom hektische politische Konsultationen über aussichtsreiche Kandidaten für die Nachfolge von Giorgio Napolitano im Gange. Nach Angaben italienischer Medien führt Mitte-Links-Chef Pierluigi Bersani Gespräche mit dem Mitte-rechts-Block um Silvio Berlusconi in der Hoffnung, Ex-Premier Giuliano Amato in den Quirinal zu hieven. Bersani unterstützt auch die Kandidatur des Verfassungsrechtlers Sabino Cassese, berichtete die Tageszeitung "La Repubblica".

Bersani führte am Dienstag Gespräche mit den ehemaligen Parlamentspräsidenten Franco Marino und Luciano Violante. Beide gelten als mögliche Kandidaten des Mitte-Links-Blocks. Noch unklar ist, ob Bersani auch die Kandidatur des früheren Regierungschefs und Ex-EU-Kommissionspräsidenten Romano Prodi unterstützt. Prodi ist für Berlusconi ein rotes Tuch. Die Linke könnte daher auf größere Probleme stoßen, den Professor aus Bologna in den Präsidentensitz zu bringen.

Wen unterstützt Mitte-Rechts-Allianz?

Noch unklar ist auch, wen die Mitte-Rechts-Allianz bei der Wahl unterstützen wird. Indiskretionen zufolge ist Berlusconi bereit, Amato zu wählen. Gegen den Ex-Premier wehrt sich jedoch die "Fünf Sterne"-Bewegung heftig, die als drittstärkste Partei im römischen Parlament eine entscheidende Rolle spielen könnte.

Als einzige sichere Kandidatin für den Quirinalpalast steht bisher die Starjournalistin Milena Gabanelli fest. Die TV-Reporterin trat als erfolgreichste Kandidatin bei einer von der "Fünf Sterne"-Bewegung organisierten Online-Abstimmung hervor. Bei diesen "Vorwahlen" konnten die Mitglieder der Protestbewegung um den Starkomiker Beppe Grillo unter zehn Spitzenkandidaten wählen. Gabanelli, Italiens bekannteste TV-Enthüllungsjournalistin setzte sich vor dem Gründer der humanitären Organisation "Emergency", Gino Strada, und dem Garanten für Datenschutz, Stefano Rodota durch.

Da Gabanelli sehr wahrscheinlich jedoch nicht an einer Kandidatur für das Präsidentenamt interessiert ist, könnte die Grillo-Bewegung als "politischen" Kandidaten Stefano Rodota unterstützen, heißt es in Rom. Der langjährige Parlamentarier der Linken könnte im Parlament parteiübergreifende Unterstützung erhalten.

1007 Wahlmänner stimmberechtigt

An der Wahl des Staatschefs nehmen insgesamt 1007 Wahlmänner und -frauen teil. Es sind dies die 630 Abgeordneten und 319 Senatoren (darunter vier Senatoren auf Lebenszeit) sowie 58 Delegierte aus den 20 italienischen Regionen. Geleitet wird die Wahl von der Präsidentin der Abgeordnetenkammer, Laura Boldrini, leiten.

Die Kandidaten werden von den Parteien vorgeschlagen. In den beiden ersten Wahlgängen ist für den Sieg eine Zweidrittelmehrheit erforderlich, danach reicht eine absolute Mehrheit. Das Prozedere wirkt kompliziert, doch es lässt den Parteien Zeit für Verhandlungen. Um einen Kandidaten beim ersten Wahlgang durchzubringen, sind 674 Stimmen notwendig. Die Parlamentarier schreiben den Namen ihres Kandidaten auf einen Wahlzettel, der in eine Urne kommt. Traditionell legen zuerst die Senatoren, dann die Abgeordneten und schließlich die Vertreter der Regionen ihre Stimmzettel in die Urne. Wählbar in dieses Amt sind alle Italiener, die das fünfzigste Lebensjahr vollendet haben und im vollen Besitz ihrer bürgerlichen und politischen Rechte sind.

(APA)

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