"Geheimdienstliches Versagen": Politiker kritisieren FBI

Geheimdienstliches Versagen Kritik
Geheimdienstliches Versagen Kritik(c) EPA (DOMINICK REUTER)
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Der Anschlag auf den Boston-Marathon und die Fahndung nach den Tätern werfe ernsthafte Fragen über die Wirksamkeit der Terrorismusbekämpfung in den USA auf, kritisieren zwei republikanische Abgeordnete.

Die US-Bundespolizei FBI gerät nach den Bombenanschlägen in Boston zusehends unter Beschuss. Der Fall werfe ernsthafte Fragen über die Wirksamkeit der Terrorismusbekämpfung in den USA auf, kritisieren die republikanischen Kongressabgeordneten Michael McCaul und Peter T. King laut einem Bericht der "New York Times". Die Politiker sprechen in einem Schreiben an das Heimatschutzministerium und den Chef der Nationalen Nachrichtendienste von "geheimdienstlichem Versagen". McCaul ist Vorsitzender des Heimatschutz-Ausschusses im US-Repräsentantenhaus, wodurch er Zugang zu Geheimdienstinformationen hat. Und auch King gilt als Terrorismusexperte.

Es sei das fünfte Mal seit den Anschlägen vom 11. September 2001, dass es dem FBI nicht gelungen ist, jemanden zu stoppen, wetterte auch der Republikaner Peter King am Montag.

Die Bundespolizei hatte den verstorbenen 26-jährigen Tamerlan Tsarnaev nämlich bereits 2011 als "radikalen Islamisten" im Visier. Damals wurde er auf Wunsch der russischen Regierung überprüft. Das Ersuchen bezog sich auf Informationen, wonach Tamerlan sich von 2010 an drastisch verändert habe. Er habe Vorbereitungen getroffen, die USA zu verlassen, um sich nicht näher beschriebenen Untergrundgruppen in besagtem Land anzuschließen. Das FBI überprüfte ihn damals, sprach auch mit ihm selbst und Familienangehörigen. Das Ergebnis: "Das FBI ist auf keinerlei terroristische Aktivität, ob im In- oder Ausland, gestoßen."

--> Karte: Jagd auf die Boston-Bomber

Wie aus Ermittlerkreisen durchsickerte, soll Tamerlan dann im Jänner 2012 nach Moskau gereist sein und sich sechs Monate in der Region aufgehalten haben. Seit seiner Rückkehr habe er sich radikalisiert, berichtet die "New York Times" nun. Unter anderem habe er auf seinem Konto bei der Plattform "YouTube" radikalislamistische Videos veröffentlicht. Darunter soll sich auch ein Clip eines tschetschenischen Jihadisten befinden.

"Wir befinden uns im Krieg"

Dem FBI blieb dies bis vor kurzem jedoch unbekannt. Trotz seiner Vorgeschichte nahm die US-Bundespolizei  nach Tamerlans Rückkehr in die USA ihre Untersuchungen nämlich nicht wieder auf. Ein Fehler, wie Lindsey Graham, republikanischer Senator von South Carolina, kritisiert: "Die Tatsache, dass wir ihm (Tamerlan, Anm.) nicht auf den Fersen bleiben konnten, muss korrigiert werden. Solche Leute dürfen wir nicht aus den Augen verlieren." Und: "Wir befinden uns im Krieg mit radikalen Islamisten, und wir müssen unsere Anstrengungen verstärken".

Für das Handeln der FBI-Beamten gab es in den vergangenen Tagen aber freilich auch lobende Worte - etwa von US-Präsident Barack Obama: "Sie (die Ermittler, Anm.) haben so gearbeitet, wie sie sollten, als ein Team", sagte er. Auch der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im US-Repräsentantenhaus, Mike Rogers, verteidigte am Montag die Vorgehensweise der Bundespolizei: Das FBI habe "sehr gründliche Arbeit" geleistet, betonte der republikanische Abgeordnete aus Michigan gegenüber dem Sender "NBC News".

Der jüngere, schwer verletzte Bruder Tamerlans, Dzohar Tsarnaev, kam unterdessen in der Nacht auf Montag wieder zu Bewusstsein und gab den Ermittlern erste Auskünfte. Der 19-Jährige, der gemeinsam mit seinem Bruder den Anschlag auf den Boston-Marathon am vergangenen Montag verübt haben soll, reagiere von Zeit zu Zeit schriftlich auf die Fragen der Fahnder, berichtete der Sender "ABC". Die Fahnder verhören ihn demnach unter Medikamenteneinsatz zu möglichen Komplizen und noch nicht explodierten Sprengsätzen. (--> mehr dazu)

(Red.)

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