George W. Bush pflegt sein Andenken

George Bush pflegt sein
George Bush pflegt sein(c) Reuters (JASON REED)
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Der 43. Präsident bekommt ein 250 Millionen Dollar teures Museum: Dieses umschifft behutsam die dunklen Momente und Fehlentscheidungen seiner Amtszeit.

Washington. Ein verhutzelter Stimmzettel aus Florida von der umstrittenen Präsidentenwahl im Jahr 2000; das Megafon, mit dem er nach den Anschläge vom 11. September 2001 in New York auf den Trümmern des World Trade Center den Feuerwehrleuten Mut zusprach; Bronzestatuen seiner innig geliebten Scottish Terrier „Barney“ und „Miss Beazley“: Diese und rund 43.000 weitere Ausstellungsstücke sollen den Besuchern des am Donnerstag eröffneten „George W. Bush Presidential Center“ in Dalls die achtjährige Amtszeit des vorletzten amerikanischen Präsidenten näherbringen. „Das Museum soll dem Besucher dabei helfen, noch einmal die ersten acht Jahre des 21. Jahrhunderts zu durchleben“, sagte Bush am Mittwoch im Gespräch mit dem öffentlich-rechtlichen Politik-Fernsehsender C-Span. „Wir hoffen, dass es die Menschen dazu inspiriert, der Gemeinschaft zu dienen.“

250 Millionen Dollar (192 Millionen Euro) an Spenden hat dieser rund sechs Hektar umfassende Gebäudekomplex mit 21.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche auf dem Campus der Southern Methodist University in Dallas gekostet. Ein Festakt zur Einweihung des Museums brachte am Donnerstag außer Bush auch die drei weiteren lebenden früheren US-Präsidenten – Jimmy Carter, George H. W. Bush (der Vater) und Bill Clinton – mit dem gegenwärtigen Amtsinhaber Barack Obama zusammen. Anwesend waren auch Tony Blair und Silvio Berlusconi, die früheren Regierungschefs von Großbritannien und Italien und seine engsten europäischen Mitstreiter.

Dezente Geschichtskosmetik

Derzeit gibt es 13 offizielle Museen und Bibliotheken für frühere US-Präsidenten; alle Amtsinhaber seit Beginn des 20. Jahrhunderts haben eines. Diese Einrichtungen dienen einerseits der Pflege des Andenkens, andererseits aber der wissenschaftlichen Dokumentation der politischen Entscheidungen.

Der Widerspruch freundlicher Hagiogafie und nüchterner Geschichtsforschung ist im Fall des 43. Präsidenten besonders groß. Viele seiner Entscheidungen stellten sich rasch als falsch, politisch motiviert und schlecht informiert heraus. Die irakischen Massenvernichtungswaffen, die Bush zum Anlass für den Angriff auf den Irak im Frühjahr 2003 dienten, gab es bekanntlich nicht. Die späte und inkompetente Reaktion seiner zuständigen Fachminister auf den verheerenden Wirbelsturm Katrina zwei Jahre später verschlimmerte das Leid vieler Bewohner von New Orleans. Und weil er gleichzeitig Steuern senkte, aber Staatsausgaben erhöhte, drehte Bush binnen weniger Jahre den Budgetüberschuss aus den Clinton-Jahren in ein billionenschweres Defizit.

„Habe keine E-Mails verschickt“

Das Bush-Museum überschminkt diese dunklen Flecken der Jahre 2001 bis 2009 ziemlich nonchalant. Zum Thema Irak heißt es hier: „Keine Massenvernichtungswaffen wurden gefunden. Untersuchungen bestätigten aber, dass Saddam Hussein die Fähigkeit hatte, die Produktion von Massenvernichtungswaffen aufzunehmen.“

Das Geld der Steuerzahler für die Rettung der Banken der Wall Street auszugeben, sei eine seiner härtesten Entscheidungen gewesen, sagte Bush im Interview mit C-Span. „Das war frustrierend. Ich bin aber froh, es getan zu haben, weil ich davon überzeugt bin, dass das eine riesige finanzielle Kernschmelze verhindert hat.“

Die Ausstellung versucht, Kritik an Bushs Amtsführung dadurch zu entkräften, dass sie die Besucher in Rollenspielen die Entscheidungen zum Irak-Krieg, zum Einsatz bei Katrina nachahmen lässt. Mehrere Schauspieler treten auf Bildschirmen als Militärs oder Berater auf und liefern Informationen. Auf deren Basis drückt man Knöpfe. Dann erscheinen Bush und seine Kabinettschefs auf dem Bildschirm und erklären, wieso sie so und so gehandelt haben.

„Die Besucher werden lernen, dass ich eine großartige Regierung hatte mit großartigen Leuten, die nicht mir oder der republikanischen Partei gedient haben, sondern dem amerikanischen Volk“, sagte Bush. „Und sie werden lernen, dass ich keine E-Mails verschickt habe, während ich Präsident war. Ich hatte Angst vor Eingriffen des Kongresses in meine Korrespondenz.“

Auf einen Blick

George W. Bush (*6. Juli 1946) war von 2001 bis 2009 der 43. Präsident der USA. In seine Amtszeit fielen die Anschläge vom 11. September 2001, er begann die Kriege in Afghanistan und im Irak, erhöhte Amerikas Neuverschuldung enorm und reagierte zu zögerlich auf den verheerenden Wirbelsturm Katrina, der 2005 New Orleans heimsuchte. Dieser Führungsstil machte ihn zu einem der unbeliebtesten US-Präsidenten. Ein Museum samt Bibliothek in Dallas soll seinen Ruf retten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2013)

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