Der neue Premier Italiens hat die erste Hürde genommen. 453 Parlamentarier stimmten in der Abgeordnetenkammer für das neue Kabinett, 153 dagegen.
Der italienische Premier Enrico Letta hat die erste Hürde seiner Amtszeit im Parlament bewältigt. Sein Kabinett gewann am Montagabend, einen Tag nach der Vereidigung, die Vertrauensabstimmung in der Abgeordnetenkammer mit einer klaren Mehrheit. Für die neue Regierung, die nach einem zweimonatigen politischen Stillstand gebildet wurde, stimmten 453 Abgeordnete, 153 votierten dagegen. 17 Abgeordnete enthielten sich der Stimme.
Das neue Kabinett erhielt das Vertrauen von Lettas "Demokratischer Partei" (PD), vom rechtskonservativen "Volk der Freiheit" (PdL) um Medienzaren Silvio Berlusconi und vom Zentrumsblock um Ex-Premier Mario Monti. Die Protestbewegung "Fünf Sterne" um den Starkomiker Beppe Grillo und die Linkspartei SEL stimmten dagegen. Die Lega Nord enthielt sich der Stimme. Am Dienstag unterzieht sich Letta der Vertrauensabstimmung im Senat. Danach kann die Regierung ihren Kurs aufnehmen.
Letta gegen Sparpolitik alleine
Vor der Vertrauensabstimmung hatte der 46-jährige Letta der Abgeordnetenkammer sein Regierungsprogramm vorgestellt. Er will sich demnach für Wirtschaftswachstum in Italien einsetzen und den Steuerdruck reduzieren. "Sparpolitik alleine tötet Italien", warnte der neue Regierungschef. Das Land könne nicht mehr länger auf Wachstumsmaßnahmen warten. Zu viele Familien und Unternehmen seien verzweifelt, meinte Letta. Ohne Wachstum und Zusammenhalt sei Italien verloren. "Italien liegt durch den Irrtum der reinen Austerität im Sterben", sagte Letta vor den italienischen Abgeordneten. Seine Regierung werde es sich zur Aufgabe machen, den "Steuerdruck zu verringern", ohne neue Schulden zu machen. Dabei denke er auch an Formen von Mindesteinkommen für einkommensschwache Familie mit Kleinkindern.
Auf internationaler Ebene werde sich Italien um eine Auflockerung der Sparmaßnahmen bemühen, die Regierung in Rom werde sich jedoch nach wie vor für ein vereintes Europa einsetzen. "Europa kann wieder Motor einer nachhaltigen Entwicklung werden, wenn es sich öffnet. Wenn wir nicht zusammenhalten, sind wir alle verloren, im Norden sowie im Süden des Kontinents", warnte Letta. Er plane demnächst Besuche in Brüssel, Berlin und Paris um zu beweisen, dass die italienische Regierung ein stark europafreundliches Kabinett sei. Schon am morgigen Dienstag wird Letta die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin besuchen. Europa müsse föderal sein, ohne eine politische Union habe die EU keine Zukunft, wie die bisherige Krise bewiesen habe, sagte Letta. Brüssel erlebe eine "Legitimitätskrise".
Staatspräsident Giorgio Napolitano hatte am Sonntag die neue Regierung vereidigt. Dem neuen Kabinett gehören 21 Minister an, darunter sieben Frauen. Vor der Bildung der Regierung hatten die Parteien zwei Monate lang erfolglos um ein neues Kabinett verhandelt.
(APA)