Jüdischer Weltkongress von Orban enttäuscht

Juedischer Weltkongress Orban enttaeuscht
Juedischer Weltkongress Orban enttaeuscht(c) EPA (MIGUEL A. LOPES)
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Die WJC-Vizepräsidentin kritisiert den Auftritt von Ungarns Premier Orban: "Man hat gespürt, dass es ihm keine Herzensangelegenheit ist, gegen den Antisemitismus zu sein."

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban präsentierte sich am Montag vor dem Plenum des Jüdischen Weltkongresses (WJC) als überzeugter Gegner des Antisemitismus. Er sei stolz, dass in Ungarn eine der bedeutendsten jüdischen Gemeinden Europas lebe, so der Premier. Das Erstarken des Antisemitismus in Ungarn führte er auf die europäische Wirtschaftskrise zurück. "Ganz Europa muss sich fragen, wie es zu dieser wirtschaftlichen Krise kommen konnte, die die Grundlage abgibt für Frustrationen, Wutreaktionen und Hassgefühle", meinte er. "Antisemitismus ist inakzeptabel und nicht zu dulden."

Der Jüdische Weltkongress zeigte sich vom Auftritt des Politikers enttäuscht. "Wir bedauern, dass Herr Orban keine der jüngsten antisemitischen oder rassistischen Vorfälle in dem Land thematisiert hat. Außerdem hat er keine klare Grenze zwischen seiner Regierung und dem ganz rechten Rand gezogen," hieß es in einer Stellungnahme. "Man hat gespürt, dass es ihm keine Herzensangelegenheit ist, gegen den Antisemitismus zu sein", sagte die WJC-Vizepräsidentin und ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, der Nachrichtenagentur dpa.

Seit dem Amtsantritt Orbans 2010 nimmt die Zahl judenfeindlicher Vorfälle in Ungarn deutlich zu. Nach Untersuchungen des Soziologen Andras Kovacs sind 34 Prozent der Ungarn der Ansicht, das politische und wirtschaftliche Geschehen werde von einem "geheimen jüdischen Zusammenwirken" bestimmt. In Ungarn leben rund 100.000 Juden.

Das Plenum des Dachverbands der jüdischen Gemeinschaften und Organisationen außerhalb Israels, das alle vier Jahre stattfindet, tagt meist in Jerusalem. Im ehemals kommunistischen Mittel- und Osteuropa tat es das noch nie. Die Tagung in Budapest mit mehr als 600 Delegierten dauert bis Dienstag. Die Behörden ergriffen umfassende Sicherheitsvorkehrungen, um den Tagungsort, ein Hotel in der Budapester Innenstadt, zu schützen.

(APA/dpa/AFP/Reuters)

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