Telefonat aus Haft: Austro-Islamist ruft zum Kampf auf

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Der österreichische Salafist Mohamed Mahmoud behauptet in einem Video, in Syrien gewesen zu sein. Wien hat Auslieferungsantrag an die Türkei übermittelt – und wartet.

Wien. Lange hat Mohamed Mahmoud nicht geschwiegen. Ende März wurde der Austro-Islamist von türkischen Ermittlern in der Provinz Hatay im Süden des Landes verhaftet; er soll versucht haben, sich islamistischen Kämpfern im angrenzenden Syrien anzuschließen.

Mahmoud hat sich nun aus dem Gefängnis in der türkischen Stadt Antakya gemeldet, und zwar in einer Weise, wie man es von ihm schon gewohnt ist: in einer Internetbotschaft; mit lauter, sich überschlagender Stimme und Hasstiraden gegen die „schmutzige Gesellschaft" des Westens; und mit der Behauptung, er sei vor seiner Verhaftung in Syrien gewesen - und nicht, „wie die Medien behauptet haben", auf dem Weg dorthin: „Ich wurde von den türkischen Behörden verhaftet, nachdem ich von Syrien in die Türkei gekommen bin."

Er sei vor seiner Verhaftung bereits ein paar Wochen in der Türkei gewesen, „um einige Sachen zu erledigen", sagt der 27-Jährige, der 2007 als Produzent von Drohvideos gegen Österreich und Deutschland festgenommen und wegen "Bildung einer terroristischen Vereinigung" zu vier Jahren Haft verurteilt worden war. Nach seiner Entlassung war er zunächst in deutschen Islamistenkreisen aktiv, bevor er nach Kairo abtauchte.

Am Montag wurde das „Interview aus dem Gefängnis" auf der salafistischen Website „Tauhid" online geschaltet. Es ist ein 20-minütiges Telefongespräch, das Mahmoud offenbar in der Haftanstalt mit einem deutschen Unterstützer geführt hat. „Erzähl uns mal deine jetzige Situation, wie geht's dir, Bruder?", fragt dieser in Small-Talk-Manier. Doch bei Small Talk bleibt es nicht.

Mahmoud, der von seinen Anhängern „Abu Usama al-Gharib" genannt wird, ist - anders als sonst - nur auf einem Foto zu sehen, neben ihm ein rot schillernder Tiger; vermutlich eine (etwas missglückte) Anspielung auf Mahmouds Selbstinszenierung als „Löwe Allahs", für den es eine "Ehre" sei, ins Gefängnis gekommen zu sein.

In Sicherheitskreisen hält man das Video zwar für authentisch, hält aber Mahmouds behauptete Syrien-Reise für wenig glaubwürdig. So erwähnt der österreichische Salafist mit keinem Wort, wo er sich in Syrien aufgehalten und was er dort gemacht hat. Tatsächlich könnte es sein, dass Mahmoud sich seinen Anhängern als „echter Kämpfer" präsentieren will, der jene Bürde auf sich genommen hat, die er seinem islamistischen Internetpublikum predigt: „Wandert aus! Rückt aus! Es gibt keine Entschuldigung!" Die „Geschwister in Syrien" hätten ihm aufgetragen, über ihr Leid Bericht zu erstatten, erklärt er in seinem Monolog.

Warten auf die Reaktion Ankaras

Kein Wort der Klage gestattet sich Mahmoud übrigens über die Haftbedingungen in der Türkei. Die seien „tausendmal besser" als in Österreich, wo er „hunderte Male" geschlagen wurde. Mahmoud könnte allerdings bald wieder mit österreichischen Gefängnissen Vorlieb nehmen müssen. Denn das Justizministerium hat den Auslieferungsantrag der Staatsanwaltschaft Wien Ende April an die türkischen Behörden übermittelt. Derzeit warte man auf eine Reaktion der Türkei, sagt Sprecherin Dagmar Albegger. Ankara muss darüber entscheiden, ob es dem Auslieferungsantrag zustimmt. Erst dann könnte Mahmoud in Österreich der Prozess wegen „Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung" gemacht werden, weswegen er erneut gesucht wird. „Unter ein, zwei Monaten" sei nicht mit einer „Übergabe" zu rechnen, so Albegger.

Im Innenministerium will man die Audiobotschaft und die mutmaßliche Syrien-Reise nicht kommentieren. Die Auslieferung sei „Sache der Justiz", sagt Sprecher Karl-Heinz Grundböck. Alle Vorwürfe würden „im Strafverfahren" zu klären sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2013)

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