Scheinhinrichtung als Druckmittel für Islam-Übertritt

Die Wiener Jemen-Geisel Dominik Neubauer schildert in „News“ die Haftbedingungen.

Wien/Apa. „Ich höre, wie eine Waffe durchgeladen wird und spüre ihren Lauf am Hinterkopf. Und dann, als ich mit allem abgeschlossen habe, fragt mich jemand auf Englisch, ob ich zum Islam übertreten möchte.“ So beschreibt Dominik Neubauer in einem Interview mit der Zeitschrift „News“ das einschneidendste Erlebnis während seiner Entführung im Jemen.

Die Scheinhinrichtung in der Wüste erfolgte Anfang März, nach Ablauf einer einwöchigen Frist, nachdem er in einem Video an Österreich und den Jemen um seine Freilassung gebeten hatte.

Keine Folter, aber Sprechverbot

Der 26-jährige Wiener glaubt, nur zufällig Opfer einer Entführung geworden zu sein. Er habe sich am 21. Dezember des Vorjahres zusammen mit einem finnischen Paar in einem Elektronikgeschäft in Sanaa aufgehalten, als bewaffnete Männer den Laden gestürmt hätten. Mit den Kalaschnikows im Anschlag befahlen sie ihnen, sich in ein Auto zu quetschen, das viel zu klein gewesen sei. Anfangs hätten die Kidnapper nicht gewusst, wohin sie die drei Geiseln bringen sollten. „Ich verstand nur, dass sie fieberhaft nach einer Unterkunft suchten.“

Folter sei er nicht ausgesetzt gewesen, erzählt Neubauer – aber einem Sprechverbot. Angekettet habe er vier Monate auf einer dünnen Schaumstoffmatratze am Boden eines Lehmhauses gekauert. Zu trinken habe es schmutziges Wasser gegeben, zum Essen „nicht viel mehr außer Reis“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2013)

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