Chinas Staatschef Xi Jinping und US-Präsident Barack Obama traten für eine nukleare Entwaffnung Nordkoreas ein. Pjöngjang reagierte mit ersten direkten Gesprächen mit dem Süden seit zwei Jahren.
Seoul/Washington/AG. Nach den starken Spannungen der vergangenen Monate haben Nord- und Südkorea erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder direkte Gespräche über eine Annäherung aufgenommen. Am Sonntag traf die nordkoreanische Regierungsvertreterin Kim Song-hye mit einer südkoreanischen Delegation im Grenzort Panmunjom zusammen. Beide Seiten bereiteten laut einem Sprecher der Regierung in Seoul ein Ministertreffen vor, das bereits in der kommenden Woche stattfinden soll.
Nordkorea, das zuletzt mit einer Eskalation des Konflikts gedroht hat, steht immer stärker unter Druck aus China, das sich von der Politik Pjöngjang immer öfter distanziert. Bei einem Treffen von Chinas Staatschef Xi Jinping mit US-Präsident Barack Obama am Samstag haben sich beide Seiten für eine nukleare Entwaffnung Nordkoreas ausgesprochen. Sowohl die USA als auch China würden keine Atomwaffen in der Region akzeptieren; es werde eine engere Zusammenarbeit geben, um den kommunistischen Staat zu entwaffnen, sagte Obamas Sicherheitsberater Thomas Donilon nach dem Gipfeltreffen in Kalifornien.
Aber es sind auch wirtschaftliche Aspekte, die Nordkorea zum Einlenken zwingen. Pjöngjang hat Interesse, den Betrieb in der gemeinsam mit Südkorea betriebenen Sonderwirtschaftszone Kaesong wieder aufzunehmen. In dem grenznahen Industriepark auf nordkoreanischem Gebiet sind seit 2004 mehr als 120 südkoreanische Firmen angesiedelt. Seit zwei Monaten stehen die Produktionen still. Anfang April hat Nordkorea seine 53.000 Arbeiter aus Kaesong abgezogen und Lieferungen aus dem Süden untersagt. Südkoreanern wurde die Einreise nicht mehr gestattet.
In den vergangenen Tagen hatte es erstmals Zeichen von Entspannungsbemühungen aus dem Norden gegeben. So nahm Pjöngjang die im März im Zuge zunehmender Spannungen von dem kommunistischen Land gekappte ständige Telefonverbindung nach Seoul wieder in Betrieb. Am Donnerstag wurde dann überraschend von Nordkorea ein erstes Treffen auf Beamtenebene vorgeschlagen. Sollten wie geplant am kommenden Mittwoch auch Minister beider Staaten zusammentreffen, wäre dies das hochrangigste Treffen seit sechs Jahren. Dabei dürfte es zum einen um die Wiederaufnahme der Zusammenarbeit in Kaesong gehen und zum anderen um die Zusammenführung von Familien, was speziell für Südkorea ein Anliegen ist.
China ging auf Distanz
In den vergangenen Monaten hatte sich der anhaltende Konflikt auf der koreanischen Halbinsel zugespitzt. Nordkorea hatte mit seinem dritten Atomtest nicht nur Südkorea, sondern die gesamte Staatengemeinschaft provoziert. Die Folge war eine Verschärfung der internationalen Sanktionen. Die kommunistische Führung in Pjöngjang drohte daraufhin mehrfach mit einem Atomkrieg. Die Atomtests hatten aber auch zu Spannungen mit dem bisherigen Verbündeten Nordkoreas, der Regierung in Peking, geführt. China ging erstmals auf Distanz. Die Führung unter Kim Jong-un schottete sich in Folge vom einstigen Bruderstaat ab. Die Grenze wurde sogar für Reisende aus der Volksrepublik geschlossen.
Den Schaden dieser Eskalation hatte vor allem Nordkorea selbst, das von Importen aus China abhängig ist. Rund 90 Prozent der Importe kommen vom nördlichen Nachbarn. Darunter sind wichtige Produkte wie Kraftstoffe und Lebensmittel. Für die Volksrepublik macht der Außenhandel mit dem kommunistischen Land hingegen lediglich 0,1 Prozent der gesamten Exporte aus.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.06.2013)