US-Datenaffäre: Schutz vor NSA ist möglich

US-Datenaffäre: Schutz vor NSA ist möglich
US-Datenaffäre: Schutz vor NSA ist möglich(c) Reuters (HANDOUT)
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Wie das Prism-System des US-Geheimdienstes NSA funktioniert, und wie man sich davor bestmöglich schützt. Sieben Fragen, sieben Antworten.

Wien/Red. Am vergangenen Freitag wurde bekannt, dass die USA im großen Stil Daten wichtiger Internetkonzerne analysieren. Seither ändert sich täglich die Nachrichtenlage. „Die Presse“ fasst die wichtigsten Details zusammen.

1 Was macht der US-Geheimdienst NSA mit dem Programm Prism?

Prism sammelt Daten, die über das Internet laufen, und greift dafür (was die Firmen dementieren) auf Server von Microsoft, Yahoo, Facebook, PalTalk, AOL, Skype, YouTube und Apple zu. Die Daten werden mit Spezialsoftware und Großrechnern ausgewertet: Sie können nach Stichwörtern, bestimmten Anschlüssen, Ländern und Personen durchsucht werden und schlagen Alarm, wenn es verdächtige Aktivitäten gibt.

2 Liest die NSA auch die E-Mails von Österreichern?

Jeder Nicht-US-Bürger, der einen E-Mail-Zugang bei Google hat oder Daten auf Microsofts Skydrive speichert, muss damit rechnen, dass die NSA darauf zugreifen kann. Unklar ist, ob der Geheimdienst auch Daten, die auf europäischen Servern gespeichert sind, liest. Er kann aber auf jeden Fall den Datenverkehr abfangen, weil die großen Internetknotenpunkte in den USA stehen.

3 Kann man sich vor dem Zugriff auf E-Mail und Handydaten schützen?

Nein. Aber man kann Daten so weit manipulieren, dass sie für den Geheimdienst wertlos sind. Absender und Empfänger von E-Mails sind mit Anonymisierungsdiensten wie TOR und Webmail-Anbietern zu verbergen. Bei Mobiltelefonen funktioniert das mit Prepaid-Karten und nicht registrierten Gebrauchtgeräten. Inhaltsdaten, also den Text oder das Gespräch, kann man verschlüsseln. Taugliche Programme dafür sind etwa GnuPG (E-Mail) oder RedPhone (Handy). Empfehlenswert ist Software, deren Quellcode offenliegt (Open Source). Seit Jahren versuchen die USA nämlich, Programmierer innerhalb der Staaten dazu zu bewegen, geheime Hintertüren in ihre Verschlüsselungscodes einzubauen.

4 Wieso machen die Internetfirmen bei Prism mit?

Weil sie dazu rechtlich verpflichtet sind. Das schreibt der „Foreign Intelligence Security Act“ (Fisa) vor. Dieses Gesetz verbietet es den Firmen, sich öffentlich zu den Anfragen der Geheimdienste zu äußern oder deren Existenz zuzugeben. Das erklärt die Behauptungen der Unternehmen, keine Ahnung zu haben, der US-Regierung nicht totalen Zugang zu allen Daten zu geben und nur auf einzelne, konkrete Anfragen zu reagieren. Der Grad dieser verpflichtenden Zusammenarbeit mit den Behörden variiert.

5 Hilft diese Internetüberwachung, Terroristen zu fangen?

Kritiker sagen Nein, Anhänger des Programms Ja – wollen aber unter Hinweis auf die nationale Sicherheit keine Details nennen. US-Medien berichten, dass 2009 dank Prism ein Anschlag auf die U-Bahn in New York verhindert werden konnte. Auch die Speicherung der Telefonverbindungsdaten von US-Amerikanern habe bereits dazu beigetragen, dass man eine Attacke abwehren konnte.

6 Was passiert mit dem Aufdecker Edward Snowden?

Ihm droht lebenslange Haft; für jedes veröffentlichte Dokument kann die US-Regierung zehn bis 20Jahre Gefängnis verlangen. Das Justizministerium ermittelt gegen ihn in erster Linie wegen Bruchs des Amtsgeheimnisses. Auch eine Anklage nach dem Espionage Act könnte drohen; dazu müsste ihm die Regierung nachweisen, dass er die Daten veröffentlicht hat, um den Vereinigten Staaten zu schaden. Genau das streitet Edward Snowden ab – ebenso wie die Absicht, Amerikas Feinden helfen zu wollen. Nun kommt es darauf an, ob ihn Hongkong an die USA ausliefert. Zuletzt passierte das 2003 mit drei mutmaßlichen al-Qaida-Terroristen.

7 Kann Snowden politisches Asyl in Österreich bekommen?

Ja. Dafür muss er nur im Inland einen Antrag beim Bundesasylamt stellen. Prominentenbonus gibt es nicht. Laut Grün-Mandatar Peter Pilz sollte Österreich Snowden trotzdem aktiv anbieten, politisches Asyl zu beantragen: „Als Zeichen, dass das Land seine Leistungen anerkennt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2013)

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