Rohani: Der Mann des Kompromisses siegt bei Iran-Wahl

HASSAN ROHANI
HASSAN ROHANI(c) EPA
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Bei den Präsidentenwahl im Iran ging Hassan Rohani als klarer Sieger hervor. Der 64-Jährige kündigt einen versöhnlichen Kurs in der Atompolitik an.

Bei der Präsidentenwahl setzte sich Hassan Rohani deutlich durch: Er erhielt 50,68 Prozent der Stimmen, wie das iranische Innenministerium am Samstag unter Berufung auf das vorläufige Endergebnis mitteilte. Damit siegte er bereits im ersten Wahlgang. Die Wahlbeteiligung lag bei 73 Prozent, wie der staatliche Sender Press TV berichtete. Im Vorfeld war sie sogar auf bis zu 80 Prozent geschätzt worden. Vor allem 16-jährige Erstwähler und Frauen hatten zahlreich ihre Stimme abgegeben, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Irna (>>>mehr dazu).

Hinter dem Kleriker landete abgeschlagen mit 16 Prozent der Stimmen der Teheraner Bürgermeister Mohammad Bagher Ghalibaf. Dieser präsentierte sich im Wahlkampf als effizienter Verwalter und gilt als konservativ, aber pragmatisch. Er wäre im Falle einer Stichwahl am kommenden Freitag als Zweitplatzierter gegen Rohani angetreten. Dies ist nun hinfällig.

Nur wenige mutige Sätze waren es, die ihm am Ende die Herzen der von jahrelanger harter Tyrannei zermürbten Iraner zufliegen ließen. Es gebe eine „erdrückende Sicherheitsatmosphäre" im Land, sagte Hassan Rohani und versprach, „wir werden alle Schlösser öffnen, die das Leben der Menschen in den letzten acht Jahren angekettet haben".

„Lang leben die Reformen", skandierte eine begeisterte Menge, als sie dem 64-jährigen Geistlichen bei seiner Schlusskundgebung in der Pilgermetropole Maschad einen enthusiastischen Empfang bereitete. Seit die Ex-Präsidenten Mohammed Khatami und Ali Akbar Rafsanjani wenige Tage vor der Abstimmung ihr gesamtes politisches Prestige für den früheren Atomunterhändler aufgewendet hatten, wurde Rohani von einer Welle öffentlicher Sympathie getragen, die dem ruhigen und eher introvertierten Kleriker wenige Wochen zuvor noch niemand zugetraut hätte.

Rückkehr im Gefolge Khomeinis

Geboren wurde Rohani 1948 im Örtchen Sorkheh östlich von Teheran. Schon als junger Theologiestudent machte er sich einen Namen als politischer Gegner von Schah Reza Pahlevi. Nach seinem Juraexamen in Teheran 1972 promovierte er in Glasgow an der polytechnischen Hochschule, der späteren Caledonian University.
Mit der Islamischen Revolution von Ajatollah Khomeini, den er in dessen Exil in Paris kennengelernt hatte, kehrte Rohani in seine Heimat zurück, arbeitete als Berater des Militärs und war Abgeordneter und ideologischer Aufseher des Regimes beim staatlichen Fernsehen. Unter Präsident Rafsanjani amtierte Rohani von 1989 bis 1997 als Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates. In diese Zeit fielen zahlreiche spektakuläre politische Morde an Regimegegnern im Ausland, unter anderem das Mykonos-Attentat in Berlin.

Unter Nachfolger Mohammed Khatami rückte Rohani schließlich an die Spitze des Nationalen Sicherheitsrates. Im Jahr 2003 ernannte ihn der Reformpräsident zusätzlich zum ersten Atomunterhändler der Islamischen Republik, nachdem iranische Exilkreise im Jahr zuvor das geheime Atomprogramm Teherans an die Weltöffentlichkeit gebracht hatten. Unter seinem Mandat erklärte sich der Iran damals bereit, die Urananreicherung zu stoppen.

Neuer Kurs angekündigt

Mit Mahmud Ahmadinedschad überwarf sich Rohani bereits wenige Wochen nach dessen Amtsantritt 2005 aufgrund seines aggressiven Atomkurses und seiner großmäuligen Außenpolitik und trat von der internationalen Bühne ab. „Wir wollen konstruktive Zusammenarbeit mit der übrigen Welt. Wir werden nicht zulassen, dass das alles weitergeht, wie in den letzten acht Jahren", versprach der Präsidentschaftskandidat im Wahlkampf unter tosendem Beifall seiner Zuhörer.

Irans Freunde in der Welt könne man inzwischen mit den Fingern einer Hand abzählen, beklagte er, „und das sind alles Staaten, die kein internationales Gewicht und Prestige haben". Noch nie in der Geschichte seien die Beziehungen zwischen dem Iran und Europa so frostig gewesen. Ahmadinedschads Politik habe internationale Sanktionen über das Land gebracht und „diese Leute sind auch noch stolz darauf", kritisierte Rohani. Er aber wolle eine andere Politik verfolgen - eine Politik der Aussöhnung und des Friedens, versprach er und kündigte an, als Präsident direkte Gespräche mit den Vereinigten Staaten aufnehmen zu wollen. ?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2013)

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