Österreich und die UNO nähern sich in Verhandlungen an. UN-Sicherheitsrat will Golan-Mission um 350 Soldaten aufstocken.
Wien/Cu. In den Verhandlungen zwischen der UNO und Österreich über den Abzug der Blauhelmsoldaten vom Golan zeichnet sich ein Kompromiss ab. Die Vereinten Nationen beharren nur noch darauf, dass bis zum 31.Juli insgesamt lediglich 45 Schlüsselkräfte des österreichischen Kontingents stationiert bleiben. Die restliche Truppe, ungefähr 270 Mann, könne schon davor abziehen. Das erfuhr „Die Presse“ aus diplomatischen Kreisen im New Yorker UN-Hauptquartier.
Im Truppenabkommen hat sich Österreich verpflichtet, die UNO drei Monate vor Beendigung des Einsatzes zu informieren. Demnach müsste das Bundesheer bis 6.September die Stellung halten. Verteidigungsminister Gerald Klug wollte den Abzug ursprünglich jedoch schon bis 4. Juli abschließen. Das löste bei der UNO Angst vor einem Sicherheitsvakuum auf dem Golan aus. Die Organisation bat die Regierung in Wien deshalb offiziell, etwas länger zu bleiben. Das Ansuchen blieb zunächst unbeantwortet. Österreichs Staatsführung reagierte erst nach einer Intervention von UN-Chef Ban Ki-moon und einem Schlagabtausch zwischen Verteidigungs- und Außenamt.
Fidschis schicken bis zu 500 Soldaten
Ungeachtet des fluchtartigen Abzugs Österreichs hielt der UN-Sicherheitsrat in der Nacht auf Mittwoch einstimmig an der Golan-Mission fest. Nicht nur das: Die Mannschaft soll sogar aufgestockt werden, von derzeit 900 auf 1250 Mann. Ende Juni rücken die ersten Soldaten aus den Fidschi-Inseln ein, in der zweiten Julihälfte sollen weitere 300 folgen. Sie ersetzen damit insgesamt nicht nur die 380 österreichischen Blauhelme, sondern auch die Kroaten und Japaner, die schon früher abgezogen waren. Zusätzlich sucht die UNO noch 350 Soldaten. Sie hat unter anderem in Schweden, Dänemark, Irland, Brasilien und Indonesien angefragt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2013)