Türkei: Taksim-Platz erneut mit Wasserwerfern geräumt

Symbolbild Taksim-Platz
Symbolbild Taksim-PlatzEPA
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Zehntausende Menschen protestierten in Istanbul gegen die Regierung. Premier Erdogan warf ihnen vor, den Islam respektlos zu behandeln: "Ein Gebet unserer Leute reicht aus, um ihre Pläne zu durchkreuzen."

Die türkische Polizei ist in der Millionenmetropole Istanbul erneut mit Wasserwerfern gegen Demonstranten vorgegangen. Die Zusammenstöße ereigneten sich auf dem Taksim-Platz in der Innenstadt, wo es seit drei Wochen immer wieder zu Unruhen kommt. Die Beamten der Bereitschaftspolizei setzten zudem Schutzschilde ein, um die Protestierer abzudrängen. Auch in der Hauptstadt Ankara kam es zu Demonstrationen gegen Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, der der Protestbewegung vorwarf, den Islam nicht zu respektieren.

Die Lage auf dem Taksim-Platz war sechs Tage lang vergleichsweise ruhig gewesen, bis es am Samstag wieder zu Protesten kam. Zehntausende Menschen waren Aufrufen über soziale Medien gefolgt, sich auf dem Platz zu versammeln. Der Verkehr kam daraufhin zum Erliegen. Die Demonstranten riefen "Polizisten, verratet eure eigenen Leute nicht" und "Taksim ist überall" und warfen rote Nelken - das Symbol der Arbeiterbewegung - auf die Beamten. Die Zusammenstöße waren bei weitem nicht so schwer wie bei früheren Aktionen.

Auslöser der Proteste waren Pläne für die Bebauung des Gezi-Parkes, der an den Taksim-Platz grenzt. Inzwischen geht es aber vor allem um die Politik der Regierung insgesamt, die von vielen Türken als autoritär empfunden wird.

Erdogan: „Zinslobby, die Feinde der Türkei"

Erdogan hielt auf einer Kundgebung seiner konservativen AKP in der Schwarzmeerstadt Samsun eine Rede vor 15.000 Anhängern und machte in- und ausländische Kräfte für die Proteste verantwortlich. Profitiert hätten "die Zinslobby, die Feinde der Türkei", sagte der Regierungschef im Hinblick auf Spekulanten an Finanzmärkten. Die türkische Wirtschaft sei dagegen der Verlierer.

Erdogan warf den Demonstranten zudem vor, den Islam respektlos behandeln. "Lasst sie in ihren Schuhen in unsere Moscheen gehen, lasst sie Alkohol in unseren Moscheen trinken, lasst sie ihre Hände gegen unsere Mädchen in Kopftüchern erheben. Ein Gebet unserer Leute reicht aus, um ihre Pläne zu durchkreuzen."

Die Proteste werden als Zeichen für die Spaltung der türkischen Gesellschaft gewertet. Erdogan stützt sich vor allem auf religiöse Konservative, während sich liberale Türken den Protesten angeschlossen haben. Der heute 59-Jährige hatte zuletzt im Jahr 2011 eine Wahl gewonnen. Damals erhielt er 50 Prozent der Stimmen.

(APA/AFP/dpa/Reuters)

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