SPD-Chef Gabriel bringt Zeugenschutz für Snowden ins Spiel

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SPD Chef Gabriel (c) Michaela Bruckberger
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Lateinamerika empört sich über Kniefall der Europäer vor den USA: „Wir leben nicht mehr in der Epoche der Kolonisation.“

Wien/Ag. Der Datenhunger der US-Geheimdienste war gewaltig: Bis zu 60 Millionen deutsche Telefonverbindungen speicherten sie an Spitzentagen, ganz zu schweigen von der Internet-Überwachung. Der Chef der deutschen SPD, Sigmar Gabriel, fordert nun Ermittlungen gegen die zuständigen Geheimdienstchefs in den USA und Großbritannien (auch London führte systematisch Spähangriffe auf das EU-Partnerland durch). Die Regierung sollte zudem erwägen, dem Aufdecker der Spionageaffäre, Edward Snowden, die Aufnahme in ein Zeugenschutzprogramm anzubieten, verlangte Gabriel gegenüber Spiegel Online.

„Liebedienerei gegenüber US-Interessen“

Nach reihenweisen Absagen für seine Asylanträge dürfte Snowden noch immer im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo festsitzen. In der bolivianischen Präsidentenmaschine war er jedenfalls – entgegen dem US-Verdacht – nicht. In einem diplomatischen Eklat war der Flieger zu einem Stopp in Wien gezwungen worden. Auch Paris verweigerte zunächst den Überflug, wofür sich Außenminister Laurent Fabius bei seinem Amtskollegen in La Paz nun telefonisch entschuldigte. Die Opposition in Paris verspottete die Regierung wegen ihrer „Liebedienerei gegenüber US-Interessen“ (Front-National-Chefin Marine Le Pen).

Über Lateinamerika fegt indes ein Sturm der Entrüstung: „Einige Europäer glauben noch immer, dass wir in der Epoche der Kolonisation leben und die Völker Amerikas ein Vasallendasein führen müssen“, ätzte etwa Ecuadors Präsident, Rafael Correa. Die Union Südamerikanische Nationen berief wegen der „Geiselnahme“ von Evo Morales ein Krisentreffen ein. Morales selbst entstieg nach der Odyssee Donnerstagfrüh selbstbewusst dem Flieger in La Paz. Der jubelnden Menge erklärte er: „Wir lassen uns nicht einschüchtern.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2013)

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