Millionen Islamisten marschieren für Mursi

Millionen Islamisten marschieren fuer
Millionen Islamisten marschieren fuer(c) REUTERS (Khaled Abdullah)
  • Drucken

Ägypten. Bei Muslimbrüdern wächst Kritik an Hardlinern.

Kairo. „Wir sind die Revolution“, mindestens zwanzigmal hintereinander schrie der Mann auf der Rednerbühne den Satz krächzend in das Mikrofon. In der Tat – es scheint alles gesagt in dem erbitterten ägyptischen Machtkampf zwischen Anhängern und Gegnern des letzte Woche von der Armee gestürzten Mohammed Mursi.

Beide Lager reklamieren unermüdlich, das Recht auf ihrer Seite zu haben. Die Muslimbrüder fühlen sich als die legitimen Wahlgewinner und wollen die Rückkehr des islamistischen Präsidenten an die Macht erzwingen. Die Allianz auf dem Tahrir-Platz, die seit dem Einschreiten der Armee eine Übergangsführung zusammenstellt, sieht sich als Retter der Ideale der Revolution und Repräsentant des Volkswillens. Am Freitag strömten ihre Anhänger wieder zum berühmten Kreisverkehr, um dort das Fastenbrechen im Ramadan zu feiern. Die Muslimbruderschaft konterte mit Hunderttausenden, die sich erneut um die Rabaa-Adawiya-Moschee in Nasr City scharten.

Genauso wie es den Rebellen der „Tamarod“-Bewegung dämmert, dass sie vielleicht nur von Drahtziehern des alten Regimes vor deren Machtkarren gespannt wurden, gärt es auch in den Reihen der jungen Islamisten. Zum ersten Mal begehrten sie diese Woche offen gegen den Konfrontationskurs der Führung auf. „Die fehlende Modernisierung des veralteten Verhaltenskodex sowie Mangel an jungen Führungskräften, das sind Schwächen, die Mursis Sturz mitverursacht haben“, sagt Ahmed Yahya, Sprecher der Dissidentengruppe „Muslimbrüder ohne Gewalt“, die zur Keimzelle einer Spaltung werden könnte.

Übergangsphase mitgestalten

Wäre Mursi auf die Oppositionsforderungen nach einer Koalitionsregierung, vorgezogenen Präsidentenwahlen oder einem Referendum eingegangen, hätte er Ägypten eine Menge Aufruhr erspart, sagen die Kritiker. Und so steht für sie eine Rückkehr Mursis auf den Präsidentenstuhl – im Gegensatz zu den Zehntausenden ihrer Mitdemonstranten – nicht im Zentrum. Stattdessen soll sich Muslimbruderschaft an der Gestaltung der Übergangsphase konstruktiv beteiligen. Bedingung dafür sei die Freilassung Mursis, eine unparteiische Untersuchung des Blutbads am letzten Montag mit 53 Toten sowie ein Ende der Hatz auf führende Funktionäre. Forderungen, die am Freitag auch die USA und Deutschland erhoben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.