Kerry in Wien: Drohnen, Bälle und ein Zwischenstopp

Fußball auf dem Flughafen. US-Außenminister Kerry vertreibt sich die Zeit bei einem Zwischenstopp in Schwechat.
Fußball auf dem Flughafen. US-Außenminister Kerry vertreibt sich die Zeit bei einem Zwischenstopp in Schwechat.(c) Reuters (JASON REED)
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US-Außenminister John Kerry verbrachte am Freitag eine Stunde auf dem Flughafen Schwechat. Er kam aus Pakistan, wo er ein Ende der Drohnenangriffe versprochen hatte.

Wien/Islamabad/W. S./zas/ag. Die Aufregung war – für kurze Zeit – groß: John Kerry, Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika, ist in Wien gelandet, zu „Geheimgesprächen“, wie die „Kronen Zeitung“ am Freitag meldete. Wenig später bestätigten die US-Botschaft und Österreichs Außenamt, dass das Flugzeug von Barack Obamas höchstrangigem diplomatischen Abgesandten tatsächlich in Wien Schwechat stehe. Doch dort verweilte es nur etwa eine Stunde. Dann hob es wieder ab.

„Das war nur ein technischer Zwischenstopp, um aufzutanken“, hieß es im österreichischen Außenamt auf Anfrage der „Presse“. „Irgendwelche politischen Gespräche haben jedenfalls nicht stattgefunden.“ Das Außenministerium in Wien sei im Vorfeld nicht vom Zwischenstopp Kerrys informiert worden. Der amerikanische Außenminister vertrieb sich während der Wartezeit auf dem Flughafen die Zeit mit Fußball: Vor den Augen seiner staunenden Begleiter kickte und köpfelte er einen blau-weißen Ball durch die Gegend.

Verständnis für Ägyptens Militär

Kerry war auf dem Rückweg von seinem Besuch in Pakistan. Dort hatte er in einem Interview erstmals größeres Verständnis der USA für den Sturz von Ägyptens islamistischem Präsidenten Mohammed Mursi anklingen lassen: Das ägyptische Militär habe „die Demokratie wiederhergestellt“, sagte er. Die Armee sei von Millionen Menschen, die ein Abgleiten Ägyptens ins Chaos befürchtet hätten, zum Eingreifen aufgefordert worden. Ägyptens Muslimbrüder, aus deren Reihen der gestürzte Präsident Mursi stammt, zeigten sich am Freitag über Kerrys Aussagen verärgert. „Wir erwarten nichts von den USA. Wir glauben, dass die US-Regierung mitschuldig an dem Militärputsch ist“, erklärte ein Sprecher der Islamistenbewegung.

In Pakistan hatte der US-Außenminister ein Ende der US-Drohnenangriffe auf militante Islamisten im Nordwesten des Landes in Aussicht gestellt. „Ich glaube, dass das Drohnenprogramm bald zu Ende gehen wird, da wir den Großteil der Bedrohung beseitigt haben“, sagte er nach einem Treffen mit Pakistans Premier Nawaz Sharif in einem TV-Interview.

Die Angriffe der unbemannten amerikanischen Flugkörper sind in Pakistan ein Reizthema. Der Großteil der Bevölkerung lehnt die US-Operationen rundweg ab. Kerrys Äußerung dürfte daher vor allem als Entgegenkommen gegenüber Premier Sharif zu verstehen sein, der sich seit Jahren gegen die Angriffe ausspricht. Nach dem genauen Zeitpunkt gefragt, an dem die Drohnenangriffe beendet werden sollen, äußerte sich Kerry in seinem Fernsehinterview jedoch vage: „Wir hoffen, dass es sehr, sehr bald ist.“ Das US-Außenministerium in Washington relativierte Kerrys Äußerungen jedoch kurze Zeit später. In einer Erklärung hieß es, man könne „keinen genauen Zeitpunkt“ nennen.

Streit um Zahl ziviler Opfer

Diese Erklärung ist näher an der Grundaussage einer Rede zur Drohnenpolitik, die der US-Präsident im Mai gehalten hat. Dabei hat Obama erklärt, dass die Verkleinerung des US-Truppenaufgebots in Afghanistan und Fortschritte beim Kampf gegen die Terrororganisation al-Qaida die Notwendigkeit für Drohnenangriffe verringert hätten. Von einem bevorstehenden Ende der Drohnenattacken sprach Obama aber nicht.

Schon seit Jahren nimmt die Zahl der Drohnenangriffe ab. Laut der New America Foundation, einem unabhängigen Thinktank in Washington, lag die Zahl der Angriffe 2010 bei 122. Im darauffolgenden Jahr schlugen Drohnen 73-mal zu, 2012 nur noch 48-mal. Etwa 3400 Menschen sollen bei diesen Attacken seit 2004 getötet worden sein. Umstritten ist die Zahl der zivilen Opfer. Die USA behaupten, dass nur sehr wenige Zivilisten getötet würden. Pakistan und internationale Organisationen widersprechen. Die USA werten jeden Mann ab etwa 16 Jahren, der bei einem Drohnenangriff stirbt, als „getöteten Kämpfer“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2013)

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