Ließ Ägyptens Militärchef Friedensabkommen scheitern?

Ließ Ägyptens Militärchef Friedensabkommen scheitern?
Ließ Ägyptens Militärchef Friedensabkommen scheitern?REUTERS
  • Drucken

Die verfeindete Lager standen angeblich schon knapp vor einem Durchbruch, bevor es diese Woche zu einem neuerlichen Blutvergießen kam.

Wenige Tage vor der jüngsten Gewalteskalation in Ägypten standen die verfeindeten Lager einem Medienbericht zufolge offenbar kurz vor einem Friedensabkommen. Die von den USA und ihren Partnern aus Europa und den Golfstaaten vermittelte Lösung hätte das neuerliche Blutvergießen mit hunderten Toten möglicherweise vermeiden können, berichtete die US-Zeitung "Washington Post" am Samstag. Der inzwischen zurückgetretene ägyptische Vize-Präsident Mohamed ElBaradei habe Militärchef Abel Fattah al-Sisi aber offenbar nicht dazu bewegen können, dem Friedensabkommen zuzustimmen.

Dem Bericht zufolge war unter anderem eine Untersuchung zu den Vorwürfen zwischen beiden Lagern geplant. Die Sicherheitskräfte und die Anhänger des gestürzten Staatschefs Mohammed Mursi machen jeweils die Gegenseite für die Gewalt verantwortlich. Der Abkommensentwurf sah ferner Gespräche zwischen der Übergangsregierung und den islamistischen Muslimbrüdern vor, berichtet die "Washington Post" unter Berufung auf den EU-Sonderbeauftragten für Ägypten, Bernardino Leon, weiter.

Der Entwurf sei in wochenlangen Vorbereitungen und Besuchen in Kairo in Zusammenarbeit mit US-Vizeaußenminister William Burns und den Chefdiplomaten von Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten entstanden, sagte Leon der "Washington Post". "Es war ein ziemlich simples Paket, dass wir Vier da unterstützt haben", fügte er hinzu. Der Zeitung zufolge überweisen die beiden arabischen Staaten zusammen mit Kuwait und Saudi-Arabien mehr Geld an Ägypten als die Vereinigten Staaten.

Die Situation in Kairo war am Mittwoch eskaliert, als bei der gewaltsamen Räumung zweier Protestlager und anschließenden Unruhen im ganzen Land laut offiziellen Angaben 578 Menschen getötet wurden. Es war der blutigste Tag in Ägypten seit Mursis Entmachtung am 3. Juli. Auch am Freitag gab es landesweit wieder schwere Straßenschlachten. Das Innenministerium gab am Samstagmorgen bekannt, dass am Vortag 1004 Anhänger der Muslimbrüder festgenommen worden seien.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Al-Hafez schürte den Hass auf Kopten.
Medien

Ägypten: Verbot für fünf TV-Sender

Ein Verwaltungsgericht hat die Schließung von fünf TV-Sendern angeordnet, darunter auch den ägyptischen Ableger von Al-Jazeera.
aegypten Prozess gegen Mursi
Außenpolitik

Ägypten: Prozess gegen Mursi angekündigt

Der abgesetzte Präsident soll für den Tod von Demonstranten verantwortlich sein. Der Übergangs-Präsident arbeitet derweil an einer neuen Verfassung.
Members of the Muslim Brotherhood and supporters of ousted Egyptian President  Mursi make the 'Rabaa' gesture during a protest in Cairo
Außenpolitik

Ägypten: Zusammenstöße nach dem Freitagsgebet

Am "Freitag der Entschlossenheit" gerieten Islamisten mit ihren Gegnern und mit Sicherheitskräften aneinander. Es gab Berichte über mehrere Todesopfer.
EGYPT UNREST
Außenpolitik

Ägyptens geschwächte Muslimbrüder setzen ihre Proteste fort

In Beni Sueif schossen Unbekannte vor Beginn der Proteste auf eine Kaserne der Sicherheitskräfte. Mindestens zwei Menschen starben am „Freitag der Entschlossenheit“.
EGYPT PROTEST
Außenpolitik

Unter „Liberalen“ wachsen Zweifel an Ägyptens Armee

Die Freilassung von Ex-Diktator Mubarak und die Anklage gegen ElBaradei lassen manche Säkulare im Applaus für den Putsch innehalten. Doch immer noch befürworten sieben von zehn Ägyptern die Gewalt gegen Muslimbrüder.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.