Ägypten warnt USA vor Einstellung der Militärhilfe

aegypten warnt Einstellung Militaerhilfe
aegypten warnt Einstellung Militaerhilfe(c) EPA (Yahya Arhab)
  • Drucken

Sein Land würde aber auch ohne die USA auskommen, sagt der Übergangs-Regierungschef. Er bringt Militärhilfe aus Russland ins Spiel.

Ägyptens Übergangs-Regierungschef Hazem al-Beblawi hat die USA vor einer Einstellung der Militärhilfe für sein Land gewarnt. Mit einem solchen Schritt würde Washington einen "Fehler" begehen, sagte al-Beblawi am Dienstag dem US-Fernsehsender ABC News. Eine Einstellung der US-Militärhilfe wäre "ein schlechtes Signal" und würde das ägyptische Militär "für einige Zeit hart treffen". Letztlich würde sein Land aber auch ohne die Hilfe aus Washington auskommen, betonte der Chef der Übergangsregierung. So könnte ja beispielsweise Russland militärische Unterstützung leisten.

Ein Ende der US-Hilfe wäre also "nicht das Ende der Welt", sagte al-Beblawi. "Wir können auch unter anderen Umständen leben." Der Interims-Regierungschef bedauerte dessen ungeachtet die derzeitige Verschlechterung der Beziehungen zu Washington. Dies sei vor allem auf "eine Menge Missverständnisse" zurückzuführen, sagte er.

Obama berät über weiteres Vorgehen

Zuvor war berichtet worden, dass US-Präsident Barack Obama mit ranghohen Beratern das weitere Vorgehen angesichts der Gewalt in Ägypten erörtert habe. Nach der Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus in Washington am Dienstag sickerten zunächst aber keine Ergebnisse durch. Die US-Regierung hatte dementieren lassen, die milliardenschwere Militärhilfe für Ägypten bereits eingeschränkt zu haben.

Aus US-Regierungskreisen hieß es, dass es bei Obamas Beratungen mit hochrangigen Vertretern von Militär, Diplomatie und Geheimdiensten um eine grundsätzliche Überprüfung der US-Politik gegenüber Ägypten gegangen sei.

USA: 1,3 Milliarden Dollar pro Jahr für Militär

Die USA unterstützen das ägyptische Militär mit 1,3 Milliarden Dollar (knapp eine Milliarde Euro) pro Jahr. Nach dem Sturz von Präsident Mohammed Mursi und angesichts des rücksichtslosen Vorgehens der Sicherheitskräfte gegen die Muslimbrüder wird in Washington zunehmend eine Einstellung der Militärhilfe diskutiert.

Allerdings vermeidet es die US-Regierung bisher, den Sturz Mursis durch die Streitkräfte als "Putsch" zu bezeichnen. In diesem Fall wäre sie rechtlich verpflichtet, die Finanzhilfen für Ägypten umgehend zu stoppen.

Blutiger Machtkampf tobt

Seit Mursis Entmachtung durch das Militär am 3. Juli liefern sich die Muslimbrüder und die vom Militär gestützte Übergangsregierung in Ägypten einen blutigen Machtkampf. Dabei wurden innerhalb einer Woche mehr als 900 Menschen getötet.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Al-Hafez schürte den Hass auf Kopten.
Medien

Ägypten: Verbot für fünf TV-Sender

Ein Verwaltungsgericht hat die Schließung von fünf TV-Sendern angeordnet, darunter auch den ägyptischen Ableger von Al-Jazeera.
aegypten Prozess gegen Mursi
Außenpolitik

Ägypten: Prozess gegen Mursi angekündigt

Der abgesetzte Präsident soll für den Tod von Demonstranten verantwortlich sein. Der Übergangs-Präsident arbeitet derweil an einer neuen Verfassung.
Members of the Muslim Brotherhood and supporters of ousted Egyptian President  Mursi make the 'Rabaa' gesture during a protest in Cairo
Außenpolitik

Ägypten: Zusammenstöße nach dem Freitagsgebet

Am "Freitag der Entschlossenheit" gerieten Islamisten mit ihren Gegnern und mit Sicherheitskräften aneinander. Es gab Berichte über mehrere Todesopfer.
EGYPT UNREST
Außenpolitik

Ägyptens geschwächte Muslimbrüder setzen ihre Proteste fort

In Beni Sueif schossen Unbekannte vor Beginn der Proteste auf eine Kaserne der Sicherheitskräfte. Mindestens zwei Menschen starben am „Freitag der Entschlossenheit“.
EGYPT PROTEST
Außenpolitik

Unter „Liberalen“ wachsen Zweifel an Ägyptens Armee

Die Freilassung von Ex-Diktator Mubarak und die Anklage gegen ElBaradei lassen manche Säkulare im Applaus für den Putsch innehalten. Doch immer noch befürworten sieben von zehn Ägyptern die Gewalt gegen Muslimbrüder.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.