Wikileaks: 35 Jahre Haft für Bradley Manning

U.S. soldier Manning is escorted into court to receive his sentence at Fort Meade in Maryland
U.S. soldier Manning is escorted into court to receive his sentence at Fort Meade in MarylandREUTERS
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Der Wikileaks-Informant Bradley Manning wurde zu 35 Jahre Haft verurteilt. Zudem wurde er unehrenhaft aus dem US-Militärdienst entlassen.

Der Wikileaks-Informant Bradley Manning ist zu 35 Jahren Haft verurteilt worden. Dieses Strafmaß verkündete eine US-Militärrichterin dem 25-Jährigen am Mittwoch in Fort Meade (Maryland). Er wurde außerdem unehrenhaft aus dem US-Militärdienst entlassen. Zudem wird Manning heruntergestuft: er ist nicht mehr "Private First Class", sondern nur Gefreiter.

Die Anklage hatte wegen der Weitergabe von mehr als 700.000 geheimen Informationen an die Enthüllungsplattform Wikileaks 60 Jahre Haft gefordert. Die Verteidigung hatte auf eine niedrigere Strafe (nicht mehr als 25 Jahre) plädiert, um den Anklagten "nicht seiner Jugend zu berauben". Nachdem Manning ein Drittel seiner Strafe abgesessen hat, kann er eine vorzeitige Entlassung beantragen. Ihm werden auch die dreieinhalb Jahre seiner Haft vor Prozesbeginn angerechnet.

Von Hauptvorwurf freigesprochen

Richterin Denise Lind hatte Manning im Juli in 20 von 21 Anklagepunkten, darunter Geheimnisverrat, Diebstahl und Spionage, schuldig gesprochen. Die Richterin im Range eines Obersten sprach ihn jedoch vom Hauptvorwurf der Unterstützung des Feindes frei. Allein dafür hätte ihm im Fall eines Schuldspruchs lebenslange Haft gedroht.

Bei der Urteilsverkündung war es Manning nicht erlaubt, ein Statement abzugeben.

Die Unterstützer von Manning sind davon überzeugt, dass er nicht nur den Rückzug der US-Truppen aus dem Irak und Afghanistan, sondern auch die Verbreitung des Arabischen Frühlings beeinflusst habe. Ein durch Manning veröffentlichtes Video zeigt die Tötung mehrerer Zivilisten und zweier Journalisten in Bagdad von einen US-Hubschrauber aus (2007). Manning selbst war Analyst in Bagdad, von hier aus leitete er auch die Informationen an Wikileaks weiter.

Seine Gegner argumentieren, dass Manning die Sicherheit seiner Kollegen gefährdet habe, indem er leichtfertig handelte. Er habe unmöglich den Inhalt der von ihm verbreiteten 700.000 geheimen Dokumente genau lesen bzw. kennen können. Die Staatsanwaltschaft argumentierte allerdings, dass Manning um die Bedeutung der Dokumente sehr wohl gewusst habe. Informationen, die dank Manning an die Öffentlichkeit gelangten, sollen auch auf dem Computer des getöteten Terroristen Osama bin Laden gefunden worden sein.

Manning hatte sich für seine Tat entschuldigt. Er habe den USA nicht schaden wollen. Vielmehr habe er versucht, eine Debatte über die US-Außenpolitik zu eröffnen. Nun könne er die Tat nicht rückgängig machen und bezahle auch den Preis dafür.

Reaktionen: "Furchtbar" und "unverhältnismäßig"

Wikileaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson nannte das Urteil "furchtbar". Manning habe über Kriegsverbrechen informiert und bekomme dafür eine hohere Strafe als diejenigen, die solche Verbrechen begingen, sagte der Journalist im isländischen Fernsehen RUV.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen kritisierte das Strafmaß als unverhältnismäßig. "Das Urteil gegen Bradley Manning ist ein weiterer Beleg, dass die USA endlich ein Gesetz zum Informantenschutz brauchen", sagte Vorstandssprecher Michael Rediske. "Wenn Präsident Barack Obama seinen Feldzug gegen Whistleblower nicht schnell beendet, werden Journalisten in den USA bald immer weniger in der Lage sein, Fehlverhalten von Regierung und Behörden aufzudecken." Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte US-Präsident Barack Obama auf, Manning sofort auf freien Fuß zu setzen.

Russland sprach von einer "ungerechtfertigt harschen" Strafe. Der für Menschenrechte zuständige Mitarbeiter im Außenministerium, Konstantin Dolgow, sagte der Nachrichtenagentur Interfax, Washington lege eine "Doppelmoral" an den Tag, sobald US-Interessen auf dem Spiel stünden und nehme keine Rücksicht auf die Wahrung der Menschenrechte.

(Reuters/Red.)

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