Brasilien: Neue Krawalle am Unabhängigkeitstag

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Die Polizei setzte in mehreren Großstädten Tränengas und Wasserwerfer gegen Demonstranten ein.

Am brasilianischen Unabhängigkeitstag ist es am Samstag in mehreren Städten des Landes zu Krawallen gekommen. In insgesamt 135 Städten fanden Demonstrationen statt, an denen jedoch weitaus weniger Menschen teilnahmen als bei den Massenprotesten gegen die Regierung im Juni. In der Hauptstadt Brasilia sowie in den Metropolen Rio de Janeiro und Sao Paulo mündeten die Protestveranstaltungen in Gewalt. Demonstranten und Sicherheitskräfte lieferten sich heftige Straßenschlachten, die Polizei setzte Tränengas ein.

In Brasilia versuchten hunderte Demonstranten eine Polizeiabsperrung vor dem Fußballstadion Mane Garrincha zu durchbrechen. Die Polizei setzte Tränengas ein und ließ Hunde auf die Demonstranten los, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Die Demonstranten warfen Steine auf die Beamten, bevor sie flohen und von berittener Polizei verfolgt wurden.

Die Hauptzufahrtstraße zum Stadion glich einem Schlachtfeld, Tränengas lag in der Luft. Später ging die Polizei mit Tränengas und Wasserwerfern auf Demonstranten in der Nähe des Parlaments vor. 39 Menschen wurden nach Polizeiangaben in Brasilia festgenommen.

In Rio de Janeiro mischten sich rund hundert Demonstranten, die entgegen eines Verbots maskiert waren, unter die Militärparade auf einer Prachtstraße. Die Polizei setzte Tränengas gegen sie ein und trieb damit auch zahlreiche Zuschauer der Parade in die Flucht.

Mit Gummigeschoßen ging die Polizei in Rio gegen anarchistische Demonstranten vor, die eine Bankfiliale verwüsteten. Am Abend trieb die Polizei mit Tränengas rund dreihundert Demonstranten auseinander, die sich dem Gouverneurssitz näherten. Randalierer zerstörten Bushaltestellen und Straßenschilder und zündeten Mülleimer an. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde wurden in Rio 14 Menschen verletzt und im Krankenhaus behandelt. Die Polizei nahm 77 Menschen fest.

Auch in Sao Paulo gab es Straßenschlachten. Im Zentrum der Stadt wurden drei Demonstranten von einem Autofahrer angefahren, der der Demonstration ausweichen wollte. Wie in Rio verwüsteten Demonstranten Bankfilialen und zündeten Mülleimer an, ein Polizeiauto wurde zerstört.

Im Juni hatten Massenproteste Brasilien in eine tiefe politische Krise gestürzt. Die Proteste richteten sich dagegen, dass der Staat Milliardensummen in Infrastrukturprojekte für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 steckt, während das Bildungssystem und der öffentliche Nahverkehr vernachlässigt werden.

Präsidentin Dilma Rousseff hatte am Samstag in Brasilia an der traditionellen Militärparade zum Unabhängigkeitstag teilgenommen. Sie war in der Nacht zuvor vom G-20-Gipfel aus Russland zurückgekehrt.

(APA/AFP/dpa)

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