Die Wahlbeobachter beklagen zahlreiche Verstöße. Nawalnys Wahlkampfleiter Wolkow kündigte für diesen Montag eine Demonstration an.
Russlands Hauptstadt Moskau hat erstmals seit zehn Jahren wieder direkt über ihren neuen Bürgermeister abgestimmt. Bei der Abstimmung will der oppositionelle Blogger Alexej Nawalny den kremlnahen Amtsinhaber Sergej Sobjanin in eine Stichwahl zwingen. Die beiden Widersacher, die einen erbitterten Wahlkampf geführt hatten, gaben am Sonntag unter großem Medieninteresse ihre Stimme ab.
Kremlchef Wladimir Putin hat bei seiner Stimmabgabe dem Oppositionskandidaten Nawalny indirekt die Eignung zum Stadtoberhaupt abgesprochen. "Großstädte benötigen keinen Politiker, sondern einen Menschen, der zu arbeiten versteht", sagte Putin am Sonntag nach Angaben der Agentur Interfax. Er gehe davon aus, dass "sein Kandidat" gewinne, sagte der Präsident, ohne einen Namen zu nennen.
Niedrige Wahlbeteiligung
Unabhängige Wahlbeobachter beklagten erste Unregelmäßigkeiten. So seien Soldaten zur massenhaften Stimmabgabe gezwungen worden. Zudem würden in einigen Wahllokalen die Webkameras nicht funktionieren, mit denen mögliche Manipulationen dokumentiert werden sollen. Die Wahlkommission sagte eine Prüfung zu. Bis Mittag zeichnete sich nach Angaben der Agentur Interfax eine eher niedrige Wahlbeteiligung ab.
Die renommierte unabhängige Wahlbeobachtergruppe Golos kritisierte massive Verstöße im Vorfeld der Kommunalwahlen, die außer in Moskau noch in vielen weiteren Regionen des Riesenreichs stattfanden. Zahlreiche Kandidaten der Opposition und unabhängige Bewerber seien nicht zur Wahl zugelassen worden, teilte die Organisation in einer Analyse mit. Gleichzeitig hätten Politiker der Regierungsparteien mit einer zu frühen sowie mit verdeckter Werbung gegen Gesetze verstoßen, hieß es.
Nawalnys Wahlkampfleiter Leonid Wolkow kündigte für diesen Montag eine Demonstration der Opposition in Moskau an. "Es wird dabei auch um mögliche Verstöße bei der Wahl gehen", sagte Wolkow.
(APA/dpa)