Nicht nur iPhones und Android-Handys können ausspioniert werden, auch die als sicherer geltenden Blackberrys sind nicht sicher.
Wien/Berlin/Washington/Ag. Smartphones haben in den vergangenen Jahren einen weltweiten Siegeszug hingelegt. Das freut nicht nur die Handyhersteller und Netzbetreiber, sondern auch die Geheimdienste.
Wie das Magazin „Spiegel“ am Wochenende berichtete, kann sich der US-Dienst NSA nämlich Zugang zu den Nutzerdaten dieser Mobiltelefone verschaffen. Betroffen sind dabei offenbar nicht nur iPhones und Android-Handys, sondern auch die bisher als sicher eingestuften Blackberrys. Die Dienste können dabei nicht nur das Internet-Verhalten der Nutzer ausspähen, sondern auch deren Kontakte, ihren Standort – und ihre Textnachrichten, vulgo SMS.
Den Unterlagen zufolge, die der „Spiegel“ einsehen konnte, habe die NSA für jeden größeren Hersteller von Handybetriebssystemen eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet, deren Ziel es sei, heimliche Zugänge zu Smartphones zu ermöglichen.
Das Magazin schreibt, die von ihm eingesehenen Materialien legten den Schluss nahe, dass die Unternehmen nichts von den Zugriffen der NSA wussten. Zudem gebe es keine Anhaltspunkte für eine massenhafte Ausspähung. Doch sobald der Besitzer eines Smartphones ins Visier der Geheimdienste gerät, können sich diese offenbar Zugriff verschaffen.
Vonseiten der deutschen Bundesregierung wurde die jüngste „Spiegel“-Enthüllung nicht kommentiert. Thomas Oppermann von der oppositionellen SPD, der Vorsitzende des parlamentarischen Geheimdienstausschusses, sagte, ein Recht auf Privatheit gebe es faktisch nicht mehr. Man müsse davon ausgehen, dass die NSA alles mitlesen könne: „Es ist schlimm, dass die Regierung dies konsequent ignoriert.“
Proteste in Berlin und Wien
Unter dem Motto „Freiheit statt Angst“ wurde am Samstag in Berlin gegen die Ausspähung der Telekommunikation durch Geheimdienste und für besseren Datenschutz demonstriert. Die Veranstalter schätzten die Zahl der Teilnehmer auf 20.000. In Wien kam es Sonntagnachmittag zu einem rege besuchten „privaten Spaziergang für Freunde der Architekturfotografie“ rund um einen angeblichen Horchposten des US-Geheimdienstes NSA in der Pötzleinsdorfer Straße.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2013)