"Das größte Chemiewaffenprogramm im Nahen Osten"

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Syrien entwickelte ein großes Arsenal an Chemiewaffen mit Hilfe aus Russland und dem Iran. Es unter internationale Kontrolle zu stellen, könnte einige Zeit in Anspruch nehmen.

Nach zwei Jahren Bürgerkrieg hat die syrische Regierung dem russischen Vorschlag zugestimmt, ihre Chemiewaffen unter internationale Kontrolle zu stellen. Den Plan tatsächlich in die Tat umzusetzen, wäre allerdings eine Mammutaufgabe. Denn Geheimdienste und Experten gehen davon aus, dass Präsident Bashar al-Assad über ein beträchtliches Chemiewaffenarsenal verfügt. Laut US-Außenminister John Kerry soll es sich um 1000 Tonnen handeln.

Ein Anfang September veröffentlichter Bericht des französischen Geheimdienstes kommt zu dem Schluss, dass Syrien über "einen der größten einsetzbaren Bestände chemischer Waffen" verfügt. Laut dem Pariser Forschungsinstituts für strategische Studien (IIES) unterhält das Land "das größte Chemiewaffenprogramm im Nahen Osten". Es sei als Gegengewicht zum Atomprogramm Israels aufgebaut worden.

Im Jänner hatte die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OVCW) eine Schätzung zum Bestand in Syrien abgegeben. Demnach gibt es dort tausend Tonnen chemische Kampfstoffe, darunter Sarin. Das Gift wirkt schon in einer Dosis von einem halben Milligramm für einen Erwachsenen tödlich. Gegenmittel wie Atropin helfen nur, wenn sie sofort verabreicht werden. Zudem soll Syrien laut OVCW auch über Senfgas und das Nervengas VX verfügen.

Helfer aus Ägypten, Russland und dem Iran

Syriens Chemiewaffenprogramm soll in den 1970er Jahren mit Hilfe Ägyptens und der Sowjetunion angestoßen worden sein. Laut der unabhängigen Nuclear Threat Initiative erhielt Damaskus in den 90er Jahren von Russland und von 2005 an auch vom Iran Unterstützung bei der Entwicklung von Chemiewaffen.

Syrien hat erstmals im Juli 2012 offiziell den Besitz von Chemiewaffen eingeräumt. Es drohte damals, sie im Falle einer westlichen Militärintervention einzusetzen.

Ende Jänner bombardierten israelische Kampfflugzeuge einen Militärkomplex bei Damaskus, in dem Chemiewaffen vermutet wurden. Israel hatte laut einem US-Regierungsvertreter in dem Zusammengang die Befürchtung geäußert, die gefährlichen Waffen könnten auch in die Hände der radikalislamischen Hisbollah im Nachbarland Libanon fallen. Laut "New York Times" könnte durch den Angriff das wichtigste syrische Forschungszentrum für biologische und chemische Kampfstoffe beschädigt worden sein.

(APA/AFP)

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